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Angst & Hoffnung

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„Briefe der Nelly Sachs", eine Auswahl von 235 aus insgesamt rund 3000 vorhandenen Briefen, enthält manch klagendes, aber kein anklagendes Wort. Wiewohl die berühmte Lyrikerin zweifellos belesen und gebildet war, ist es keine intellektuelle, sondern eine pure Herzenskorrespöndenz. Angst und Hoffnung, Leid, Freude und besonders Dankbarkeit kommen immer spürbar vom Herzen, jeder Gedanke ist Gefühlsausdruck.

Die Sammlung beginnt 1915 mit einem Schreiben der Vierund-zwanzigj ährigen an den Verlag Cotta, worin sie „ein Erstlingswerk (in Prosa verfaßte Stimmungsbilder)" anbietet, und endet im März 1970 mit einem nur dreizeiligen Brief an eine Freundin in New York: „Kann kaum schreiben, liege mit furchtbaren Schmerzen" — neun Monate nach der Krebsoperation und zwei Monate vor ihrem Tod.

Der ganze Band ist sorgfältig ediert, mit Zeittafeln, Werk- und Personenregister sowie einem knappen, aber ausreichenden Vorwort „Das Leben der Nelly

Sachs"; auch der Nervenzusammenbruch im Juli 1960 und der nachfolgende dreieinhalbjährige Klinikaufenthalt kommen zur Sprache: unheilvolle und unheilbare Verletzung einer überaus sensiblen Natur in der Zeit der NS-Verfolgung, aus welcher sie ja erst am 16. Mai 1940 durch die Einreiseerlaubnis nach Schweden gerettet worden war.

BRIEFE DER NELLY SACHS. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1984. 396 Seiten, geb., öS 280,80.

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