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Das Weltraumteleskop funktioniert, aber die Welträtsel bleiben ungelöst

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Das diaErde umkreisende Teleskop Hubble ist Beispiel für Mismanagement mit happy end. Daniel Fischer und Hilmar Du-erbeck zeichnen die Story in einem faszinierenden Buch nach. Die ersten Bilder waren unscharf. Folge eines winzigen Schleiffehlers, der unent-deckt blieb, weil ein teurer, schwieriger Test unterlassen worden war. Hubble wurde auf seiner Umlaufbahn repariert und liefert nun gestochen scharfe Bilder ferner Galaxien.

Eine der wichtigsten Hubble-Auf-nahmen ist allerdings völlig unspektakulär: das UV-Spektrum des fernen Quasars Q 0302-003, das bei 130 Na-nometer plötzlich abbricht. Dies ist ein Hinweis auf die Existenz von

Helium im intergalaktischen Raum. Dieses vom Urknall zurückgebliebene Helium wurde vermutet, kann aber von der Erdoberfläche aus nicht nachgewiesen werden. Inzwischen bestätigten neue Raumsonden seine Existenz, die wiederum als Bestäti-gung für die Urknalltheorie gewertet wird. Überdies deutet es auf die „Geschlossenheit" des Universums hin. Demnach sollte es nach vielen Milliarden Jahren wieder in sich zusammenstürzen, statt in alle Ewigkeit auseinanderzufliegen und erkaltend zu sterben.

Hubble lieferte auch Ergebnisse, die der Kosmologie schlicht nicht in den Kram passen. Etwa Hinweise auf ausgedehnte Wasserstoffwolken in der Umgebung gewöhnlicher Galaxien, aber 15-mal größer als diese. Ein weiterer Hinweis auf unvermutete Materiemassen im Kosmos. Nach gängiger Ansicht dürften sie sich dort, wo sie sind, gar nicht halten können.

Viele Menschen finden die Fragen nach Herkunft und Beschaffenheit des Universums vermessen. Doch die Präzision, mit der die Natur auf richtig gestellte Fragen des Menschen antwortet und die Bilder, die er sich von ihr macht, bestätigt oder falsifiziert, verblüffte schon Einstein. Das größte Welträtsel der Urknalltheorie, die Frage des hypothetischen Ruhens der Expansion in der Frühzeit des Alls, half bisher auch Hubble nicht lösen.

HUBBLE. Ein neues Fenster zum All Von Daniel Fischer und Hilmar Duerbeck Birkhauser Verlag, Basel JgM 1995. 114 Seilen, 98 Bilder in Farbe und s.-w., geb., öS 5)0,40

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