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Einfach schwach

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Der Traum ist uralt: Menschen nach Bedarf und Wunsch herzustellen. Man kann den Golem, den Homunculus als Ahnen ansehen, sogar Paracelsus gibt ein Be-zept zur Erzeugung eines Menschen ohne Mutterleib. Heute redet man vom Klonen und hat die Welt in den Weltraum erweitert. Wolfgang Bauer spielt in seinem beim „steirischen herbst" uraufgeführten Stück „Die Menschenfabrik" mit all diesen Möglichkeiten: Ein Nobelhotel entpuppt sich als Labor, in dem geniale Menschen hergestellt und in andere Universen verschickt werden. Erst ein Gedicht zerstört den Spuk, das ganze Gerumpel wird ins All verfrachtet, Ordnung ist wieder eingekehrt. Man könnte das Stück als typischen Bauer ansehen, wenn es den Bauerschen Witz hätte. Es ist aber nur ein schwacher Abklatsch früherer Sprachkaskaden, wenn man hinhört, entdeckt man viele frühkindliche Züge: Die Obsession mit dem verstopften Klosett, der lustvolle Umgang mit Blut, Mamma und Pappa verschämt-heimlich beim Kindermachen auf die alte Art beobachten, Zerstörungswut, schließlich Sehnsucht nach Flucht aus dem angerichteten Chaos, das nur mehr Angst einjagt. Das könnte in flotter Regie immer noch wirken, doch Thomas Thieme walzt jede Szene bis zur unerträglichen Langeweile aus. Das Bühnenbild und die Kostüme von Jack Bauer sind chic, der technische Aufwand ist sündteuer, die Bühnenmusik (Sandy Lopicic) kulminiert in einer Lärmorgie, niedliche Ballettkinder trippeln über die Bühne und verschaffen auch einer Choreographin ihr Honorar. Ach ja, gewidmet ist das Stück Salvador Dali und Franz Ringel, warum nicht auch Sigmund Freud? Die Schauspieler bemühen sich redlich. Starken Eindruck hinterläßt Heilfried Edlinger, Gerhard Ralluch springt als böser Chef des ganzen über seine Grenzen, Otto David rezitiert kultiviert das erlösende Gedicht. In den eher schwachen Applaus mischten sich Buh-Rufe. Also doch etwas Neues bei Bauer in Graz.

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