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Kolonialismus stirbt nicht aus

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Erzbischof Alois Wagner zur wirtschaftlichen Zukunft Afrikas (siehe Seite 10).

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Erzbischof Alois Wagner zur wirtschaftlichen Zukunft Afrikas (siehe Seite 10).

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DIEFURCHE: In Somalia wurde das Versagen wesüi-cken Denkens besonders deutlich. Wie sehen Sie das? ERZRISCHOF ALOIS WAGNER: Alle Hilfe in einem Land, sei es in Europa oder Afrika oder sonst irgendwo, darf nur „Assistenz" sein und muß die Einheimischen selbst denken und entscheiden lassen. Wenn Hilfe und Assistenz - auch militärische Hilfe - von außen aufgestülpt werden, dann bleiben sie fremd im Lande und werden nicht angenommen.

Es gibt eine Begegnung zwischen westlichem Denken und morgenländischer Logik, aber der rationalistische Westen muß den Menschen im Osten und im Süden in seiner Wertigkeit voll erkennen. Wir müssen lernen zu hören, uns einzufühlen und einzudenken, die Wege der anderen anzunehmen und zu achten. Das ist ein wichtiger Punkt aller internationaler Vorgänge. Heute gibt es noch zu viele Mächtige des Westens und des Nordens, die einfach mit Macht und Geld bestimmte Formen anderen aufdrängen oder in eine ständige ungesunde Abhängigkeit hineindrängen. Die ungesunde Form des machtgierigen Kolonialismus ist noch immer nicht ausgestorben.

DIEFIJRCHE: Haben die Länder Schwarzafrikas ihre Zukunfi nicht schon hinter sich?

BISCHOF WAGNER: Ich habe Hoffnung für Afrika, besonders dort, wo man den Afrikaner wirklich leben und entscheiden läßt und ihn, der uns so nahe ist, nicht immer in das Schlepptau Europas bringt: ihm westliche Ideologien des Nationalismus, Liberahsmus, Materialismus aufdrängt, den Machthabern ständig neue Waffen verkauft und Wirtschaftseinflußgebiete schafft.

Wir haben versucht, den Afrikanern immer die Produktion und den Fortschritt mehr anzupreisen als Bildung und menschliche Entwicklung. Es ist unglaublich, was an schlechter Presse, Filmen und Fernsehprogrammen, unnötigen Modeschauen, Genußleben und asozialen Verhaltensmaßnahmen angeboten worden sind. Wir haben sehr wenig für die Entwicklung des ländlichen Raumes getan und die ungesunde Stadtvergrößerung und Großindustrien anstatt kleiner Betriebe gefördert...

DIEFURCHE: Was kann Osterreich tun^ ERZBISCHOF WAGNER: Assistenz leisten auf allen Gebieten und den Afrikanern Mut machen zur Selbstverantwortung und eigenen afrikanischen Entscheidungen, Hilfen anbieten und in der Not beistehen durch Experten, Entwicklungshelfer und Finanzen.

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