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Plateausohlenmode

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Die derzeitige Schuhmode zeichnet sich durch sogenannte Plateausohlen aus, also Sohlen, die neben Schutz und Wärme auch einen erhöhten Standpunkt vermitteln. Das kann oft sehr praktisch sein, speziell für kleinwüchsige Menschen, die aber trotzdem groß erscheinen wollen.

Auch für den Fall, daß einem größere Menschen die Sicht nehmen, ist besagtes gestelztes Schuhwerk von großem Vorteil.

Letztlich bieten Schuhe mit Plateausohlen die Garantie, auch Wolkenbrüche und sonstige Wasserer-güße trockenen Fußes zu überstehen.

Man sieht, die Mode ist oft gar nicht so unpraktisch wie sie manchmal erscheint und entspringt nicht nur abstrusen Hirngespinsten irgendwelcher Modedesigner.

Natürlich, wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Wer mit derartigen Hochsohlern forschen Schrittes voranschreitet, kann auch vom Plateau fallen oder wenigstens um-böckeln, wie der Volksmund so treffend sagt. Beides kann schmerzhaft sein und sogar im Gipsfuß enden, was zwar das gestelzte Gefühl weiterführt, aber mit einer gewissen Schwere samt schwerfälligem Gang verbunden ist.

Der Plateausohlenschuhgang muß also trainiert werden, soll er nicht schmerzhaft gipsige Folgen zeitigen.

Dabei ist es von Vorteil, wenn die Schritte bedächtig gesetzt werden und dafür ein möglichst ebenes Gelände gewählt wird. Schotterpisten, Morast und Steilhänge erschweren meist den Plateausohlenschritt und sind daher zu meiden.

Auch bei der landwirtschaftlichen Arbeit, speziell in mistbestückten Ställen, zeigt der Plateauschuh seine Grenzen. Hier, wie auch ”im Neuschnee kann es nämlich passieren, daß sich zum angestammten Plateau noch eines aus Mist beziehungsweise Schnee dazugesellt, was dann dem Schuhträger schon artistische Fähigkeiten abverlangt.

Nur professionelle Stelzengeher oder Seiltänzer überstehen solche Überhöhungen heil. Alle anderen stürzen früher oder später vom Stockerl.

Um aber letztlich die positiven Seiten des Plateaus wieder aufzugreifen, sei noch auf einen unübersehbaren ökonomischen Aspekt dieses Schuhwerks hingewiesen. Bis so ein Plateauschuh durchgetreten ist und ein Loch in seiner Plateausohle entsteht, kann das Generationen dauern. So ein Schuh ist also etwas fürs ganze Leben, vielleicht sogar auch für das der Nachkommenschaft.

Ob das die kreative Schuhindustrie bedacht hat? Oder soll man vielleicht Schuh samt Plateau in den Kübel werfen, wenn in der nächsten Saison vielleicht statt erster Stock wieder einmal ebene Erde modern ist?

Nein, so lasse ich nicht umspringen mit mir, ich trage meine Plateau-schuhe, bis das Plateau durch ist, und wenn die Schuhindustrie in Ach- und Wehschreie ausbricht. Warum läßt sie sich auch so etwas Unverwüstliches einfallen.

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