7086386-1994_15_22.jpg
Digital In Arbeit

Verhüllt von Tüchern hing er

Werbung
Werbung
Werbung

Verhüllt hing er

Kirchentür nach Kirchentür / springt auf violett hüllen die Tücher und zeigen ihn nicht mehr.

Fällt es uns auf / vermissen wir ihn hängend am Kreuz / tagtägUch hängt er uns so entgegen / heilsame Verhüllung eirunal im Jahr.

Auch ihm tut es gut / uns nicht ständig ein Bildnis zu sein halbvergessene Zielscheibe ständiger Vorwurf

künstlerisch gestaltete / Leiden ausgesetzt gleichgültigem Gebrabbel, ritueller Beliebigkeit / ausgehefert und dem Brauchtum den Eiern, Striezeln und Kätzchen und hat doch vollbracht.

Und eben noch blutige Tränen geweuit

und Angstschweiß vergossen / am Ölberg auf Knien gebettelt / um den Vorübergang des Kelches / während geschlafen wurde und daim dreingeschlagen / und daim verraten von den Getreuen.

Es verstand keiner. / Woher auch. Wenn einer ganz Wunde ist hieße ihn heilen / ihn töten.

Er war wohl ganz Wunde. / Über seine drei Tage im Reich des Todes / hat er uns nichts berichtet. Woraus er auferstand / bleibt sein Geheimnis. Ruhte er aus / unter alten Bekannten tauschte er Blicke / mit Schatten / unerkannt auch unter ihnen / schreckten die auf aus dem Dämmer / traf sie ein Lichtstrahl aus einem / der nicht bleiben würde?

Hielt er inne? Wußten sie, wer da durchging?

Als er sich / wieder unter die Lebenden mischte / schwieg er davon. Ließ sich betasten / und doch nicht berühren sprach zu ihnen / aß zu Abend mit ihnen. Blieb nirgends. / Trug ihnen auf und benannte den Abschied. / Verlangte. / Und war eines Tages nicht mehr unter ihnen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung