Ziegenlächeln - © Foto: iStock / Linas Toleikis

Ziegen würden niemals tindern

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Unter all den Tieren hat die Ziege eine Lebenslast weniger zu tragen. Sie muss ihren Ruf nicht verteidigen, da es nichts zu verteidigen gibt. Wo man hinsieht – rufschädigende Hässlichkeiten. Die Griechen schon vermischten die Ziege mit dem Löwen und der Schlange zum sagenhaften Schreckenswesen der Chimäre. Nach bibelfestem Vorurteil wurden wer weiß wie viele Sündenböcke in die Wüs­te geschickt. Und auch die Märchenwelt machte die Ziege nicht gerade sympathischer. „Mäh, mäh“, tönt es vom „Tischleindeckdich“, auf dem die Brüder Grimm die Sage vom bösartigen Tier servieren, das die Brüder anschwärzt und schließlich mit der Peitsche davongejagt wird. Aber wenn es stimmt, dass Legenden über ihre Erzähler mehr aussagen als über die Figuren in den Geschichten selbst – dann sitzt das, was wir über die Ziege so urteilen, eher in uns als in ihr. Gibt es also eine Ziege jenseits unseres Gemeckers über sie?

Natürlich – und was an ihr auffällt ist, dass sie äußerst sozial ist. Sie braucht das kommunale Event des Zusammenseins in der Gruppe. Und zwar mehr als Sex, sagen Verhaltensforscher. Das gilt auch für die Männchen, die in Gruppen durchaus ohne Paarung zurechtkommen. Von wegen also „geiler Bock“. Auf der Weide geht es keuscher zu als auf mancher Dating-Plattform. Man könnte sogar sagen: Wäre die Ziege Mensch, sie würde niemals tindern.

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