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Arme Hascherin spielen Staatstheater

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(Volksoper, Wien) Wieder ein Rührstück von Franz Lehar zur Wiederkehr seines 30. Todestages. Nach dem ehrlichen, bescheidenen „Paganini“ im Raimundtheater nun der „Zarewitsch“ in der Volksoper: Pompös, üppig. Aufgeblasene Staatsoperette. Regisseur Rolf Kutschera, Ausstatter Hermann Soherr, Dirigent Franz Bauer-Theussl und Choreograph Wazlav Orlikovsky legten mit Unterstützung des Verlages gründlich Hand an die tragische Dreigroschengeschichte. Sie bastelten an Musik und Texten, stellten Nummern um, adaptierten, was nicht niet- und nagelfest war. Was

ist dabei herausgekommen? Flickwerk. Ein harmloses Märchen wurde seines Charmes entkleidet. Man hat es aufgepumpt zum Staatstheater. Eine schwerverdauliche Prunkklamotte, in der Kutschera nun wirklich kein Operettenklischee ausgelassen hat. Wen wundert es, daß ein aufgebrachter Lehar-Fan sogar empört „Stadttheater“ rief!

Allerdings, auch die Besetzung hat ihren Anteil an dieser Pleite. Denn ohne Startenor der Klasse Nicolai Geddas, der in diesen paar Schlagern wohl ein Bad des Wohllauts bescherte, kommt Lehar nicht mehr um die Runden. Adolf Dallapozza ist da leider aber nur nett, lieb, bieder. Und Bettina Schoeller als seine Geliebte ein armes Hascherl. Jeder Zoll kein großes Operettentheater. Die Neuaufbereitung des „Zarewitsch“ hätte man sich getrost ersparen können.

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