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Assimilation und Verweigerung

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Im Kunstraum des Bildungshauses St. Virgil in Salzburg ist zum Kolumbusjahr die Ausstellung „Zeitzeichen - Neue Kunst in Afrika" zu sehen. Zum ersten Mal in Österreich wird ein dermaßen umfangreicher Einblick in die vielschichtigen Entwicklungen gegeben. Die Arbeiten stammen aus dem Museum für Völkerkunde in Frankfurt, wo seit 1985 systematisch Gegenwartskunst aus der Dritten Welt gesammelt wird. Zwischen Besinnung auf die eigene Tradition und Einflüssen der europäischen Zivilisation bieten etwa 80 Werke - Malerei, Grafik, Stein-skulpuren, eine Montageplastik aus Maschinenteilen - bis 2. September ein vielfältiges Bild im Spannungsfeld zwischen Assimi-

lation und Verweigerung und nicht selten auch eine Abrechnung mit dem kolonialen Erbe.

Damit sind sie Zeugnis für die Dynamik der Kultur in einer Zeit des Umbruchs. Meist bilden aktuelle Lebensbedingungen den Ausgangspunkt für die Gestaltungen, die von der unverstellten Naivität von Schildermalern (etwa der nigerianische Künstler Middle Art), über die Speckstein-Skulpturen von Bildhauern aus Simbabwe mit Motiven von kultischer Bedeutung bis zu gesellschaftskritischen Anklagen (besonders in Südafrika) reichen. Einen Sonderfall stellt die lange Zeit staatlich geförderte Kunst im Senegal dar, wo unter Präsident Leopold Senghor die kulturphi-

losophischen Vorstellungen der „Negritude" propagiert werden, um ursprüngliche Empfindungen zu beleben.

Wer die Arbeiten mit europäischen Kunstmaßstäben zu messen versucht, wird ihnen nicht gerecht. Der besondere Reiz der Schau liegt vielmehr darin, daß die Werke als unmittelbare Resultate persönlicher Betroffenheit herausfordern, das kulturelle Umfeld mit zu bedenken. Wer sich darauf einläßt, wird eine Ahnung davon bekommen, daß uns die Probleme und Fragen, die in diesen Bildern gestellt werden, ebenso betreffen, weil wir gemeinsam im selben Boot sitzen. Das wird beispielsweise deutlich, wenn auch wir uns die Frage stellen, welche Veränderungen die technische und touristische Übernutzung unserer Kulturlandschaft für die Lebensqualität gebracht hat.

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