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Auf die Straße für das heben

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Wann,würden Sie sagen, beginnt das menschliche Leben?" - „Ab dem dritten Monat, vorher ist es noch ein undefinierbarer Zellhaufen." -„Ab sofort, das heißt ab der Zeugung!" - „An sich mit der Zeugung, aber lebenswert erst ab dem dritten Monat." - „Ich glaube, das ist wissenschaftlich noch nicht geklärt." - „Ich würde sagen, mit der Geburt."

So weit gehen die Meinungen über eine wichtige Frage auseinander. Deshalb haben die Jugendlichen der Aktion Leben einen Film gedreht, der zuerst die Interviews bringt und dann einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben des ungeborenen Kindes zeigt. Diesen Film führen sie bei ihren Straßenaktionen den Menschen auf der Straße vor.

Seit vier Jahren finden an verkehrsreichen Plätzen Wiens Straßenaktionen statt. Zuerst bestand die Gruppe nur aus drei Jugendlichen.

Sie trafen sich jeden Dienstag und Donnerstag und stellten einen Tisch mit Broschüren, Flugblättern und einem Videorecorder auf, um den Menschen auf der Straße vor Augen zu führen, wie ein Kind vor der Geburt aussieht. Die Gruppe ist seither gewachsen und besteht heute aus mehr als 30 Aktivisten.

Damals — vor vier Jahren — waren sie die ersten, die sich hervortrauten. Heute gehören die Tische mit den Flugblättern zum normalen Straßenbild der Innenstadt. Die Gruppe verteilt Flugschriften und will mit Passanten ins Gespräch kommen. Auf diese Weise wollen sie Menschen auf das Unrecht aufmerksam machen, das in Österreich täglich praktiziert wird.

„Warum müssen in Österreich täglich über 300 Abtreibungen durchgeführt werden? Warum unternehmen Politiker nichts gegen diese Gewaltakte? Wir sind eine Gruppe von jungen Leuten, die zu diesem Unrecht nicht schweigen können. Wir wollen mit unseren Flugblättern auf diesen unannehmbaren Zustand aufmerksam machen."

Mit diesen Sätzen treten die Jugendlichen an alle Bevölkerungsschichten heran. Sie veranstalten deshalb ihre Straßenaktionen in allen Teilen Wiens: in Favoriten, in der Innenstadt und vor allem in Einkaufsstraßen.

„Wir versuchen unsere Idee auch zu exportieren." — Das Modell der Wiener Gruppe ist auch für andere Städte geeignet. In Salzburg und Bruck an der Mur haben sie Kontakt zu Jugendlichen, die ihrerseits wieder Straßenaktionen durchführen.

Die Jugendgruppe vermittelt auch Kontakte zu den Beratungsstellen der Aktion Leben, die es in allen Bundesländern gibt. In ihren Flugschriften und Broschüren nennen sie die Adressen und Telefonnummern, an die sich schwangere Frauen in einer Notsituation wenden können. „Wir selbst bieten oft auch unsere Hilfe an. Wir stehen für Transporte von Kinderwagen oder Wohnungseinrichtungen zur Verfügung."

Im Verlauf der vier Jahre haben die jungen Leute rund eine Viertelmillion Flugblätter verteilt. Allein in die Beratungsstelle in der Dorotheergasse kommt die Hälfte der Klientinnen, weil sie auf diese Möglichkeit auf Grund der Flugblätter aufmerksam wurde. Sicher sind dadurch bisher einige hundert Abtreibungen verhindert worden.

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