7067026-1992_08_13.jpg
Digital In Arbeit

Augen wie stechende Funken

Werbung
Werbung
Werbung

Ein kulturelles Ereignis von großer Bedeutung nennt man in Rom die Eröffnung einer Schau von 60 Gemälden des aus Görz stammenden, noch in der österreichisch-ungarischen Monarchie geborenen Malers Zoran Music. Nach erfolgreichen großen Ausstellungen in Venedig 1985 und Paris 1988 ist das Interesse an dem Werk des nun fast 83jährigen Künstlers sehr gestiegen.

Music wurde 1943 von der Gestapo aus Triest nach Dachau deportiert, wo er bis Kriegsende blieb. Von diesen Kriegserlebnissen ist sein spätes künstlerisches Werk stark geprägt: „Ich sehe noch immer die Augen der Sterbenden von Dachau vor mir wie Hunderte von stechenden Funken." Der in den achtziger Jahren entstandene Zyklus „Wir sind nicht die Letzten" gibt ein eindrucksvolles Zeugnis dieserGreuel des Konzentrationslagers.

Nackte Körper mit den zurückgeworfenen Köpfen, pyramidenförmig aufgestapelt, wie zu einem Monument des riesigen Massakers, unterscheiden sich stark von den zauberhaften, weichen Landschaften aus Dalmatien und Venetien der vierziger und fünfziger Jahre - als ob Music mit ihnen die Geister der furchtbaren Erinnerungen beschwören wollte. Pferde und Esel - mit langen Beinen und ohne Hufe scheinen wie Tiere aus dem Neolithikum.

Frauen mit großen Schirmen, Marktszenen, Landschaften aus Umbrien und der Toskana, die nur mit einigen Pinselstrichen auf der Leinwand entstehen, zeigt die Schau in der Villa Medici. B i s auf das Wesentl iche reduziert sind auch die Selbstporträts und die Abbildungen der Gattin Ida aus den letzten Jahren. Dunkelbraune und schwarze Farbtöpfe werden nur durch weiße

Pinselstriche belebt, fast wie durch uralte „primitive" Zeichen.

Die Ausstellung ist bis 15. März in Rom zu sehen, vom 15. April bis 14. Juni in Mailand im Palazzo Reale. Die Albertina in Wien wird voraussichtlich Ende 1992 ebenfalls eine eigene Zoran Music-Ausstellung zeigen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung