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Bilderbuchkonzept

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(Salzburger Osterfestspiele; „Lohengrin" von Richard Wagner) Lohengrin aus dem Märchenbuch — auf diese einfachste Inszenierungsformel hatte Herbert von Karajan schon 1976 Richard Wagners romantische Oper gebracht. Die Wiederaufnahme bei den Salzburger Festspielen im Großen Haus zeigte, daß Karajan an seinem Konzept von damals trotz einer durchgehend neuen Besetzung nichts geändert hat und daß er auch diesmal nur kostümierte Oratoriensänger vorführt.

Daß er die Dramatik und die Affekte der Wagner-Figuren ignoriert, um sie seinem glatten ästhetischen Bilderbuchkonzept unterzuordnen, rächt sich allerdings: Statt zur passenden Uber-raschungsoper gerät ihm Lohengrin zum Weihespiel, in dem Heiligenfiguren gleichsam in einer Devotionalienvitrine agieren. Ein Blickwinkel, den Günther Schneider-Siemssens Bühnenbild noch unterstreicht. Der strenge gotische Rahmen, ein Heiligenschrein aus vergoldeten Säulen, Spitzbögen und Arkadengänge, läßt die Figuren der Szenen zu verblassenden Bildern erstarren.

Dieser enttäuschenden Optik steht immerhin Karaj ans musikalisch brillante Wiedergabe gegenüber. Mit den Berliner Philharmonikern schwelgt er in festlichen Tempi und prunkvollen Blechentladungen. Aus der unausgeglichenen Besetzung ragen vor allem Peter Hofmann als Lohengrin und Anna Tomowa-Sin-tow als Elsa heraus.

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