„Bitte, lieber Gott - sag nein zu Zwentendorf!“ Mit flehentlich zum Himmelvater gerichteten Augen ruft das kleine Mädchen von der Plakatwand.
„Betet mit uns für einen Nein-Ausgang der Volksabstimmung am 5. November“, ruft die Katastrophenhilfe österreichischer Frauen zwentendorf unwillige Mitchristen zum gemeinsamen Gebet vor die Mariazeller Muttergottes.
Jesus Christus hat im AntiAtom-Wahlkampf bisher keine Wahlreden gehalten.
Die Atom-Befürworter lassen die Kirche (vorläufig) im Dorf. Dafür greifen sie anderswo tief in die Lade:
Sie setzen auf den Kinderkreuz-zug: Wer „Ja“ zu Zwentendorf sagt, sichert die Existenz der kleinen Mädchen (einschließlich Rotkäppchens).
Wer,JVein“ sagt, den holt der böse Wolf- gell?
Die E-Wirtschaft hat übrigens auch erwachsene „Österreicher für Zwentendorf gefunden (was die E-Wirtschaft mit dem Geld der zwentendorffeindlichen Stromabnehmer vorhat, ist bisher nicht be-
kannt): „Schneckerl“ Prohaska, der Fußballer zu Wien, ist sich sicher: „Ohne Strom gibt es kein Wirtschaftswachstum (ohne Zwentendorf offenbar keinen Strom? Anm. d. Red.). Und nicht ausreichend Arbeitfür alle.“
Als Fußballer muß er's wissen. Er hat's ja in den Beinen.
Karl Schranz, derzeit wohl Österreichs nobelpreisverdächtigster Atomphysiker, ragt auch in seiner neuen Disziplin meilenweit über seinesgleichen hinaus: Was andere glauben oder hoffen, das weiß er einfach. Etwa, daß Zwentendorf strengere Sicherheitsbestimmungen hat „als alle die Kraftwerke, die schon rund um Österreich in Betrieb sind“.
Nicht nur die Volksabstimmung, alles, was derzeit an Atom-Wahlkampf geboten wird, hat in Österreich Premiere: So geschmacklos, so rücksichtslos, so hemmungslos hat man in diesem Land noch nie um Stimmen gebettelt.
Der Himmelvater sollte wirklich nicht länger abseits stehen: Bitte, lieber Gott - sag' nein zu diesem Wahlkampf.
