Contra Nepotismus in der Politik

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An diesem Punkt gilt es mit Goethe und Shakespeare aufzuwarten – genauer gesagt mit ihren Aphorismen. Aus der Feder des englischen Dichters stammt der Satz: „Wer den Papst zum Vetter hat, ist bald Kardinal.“ Und der Poet aus Weimar bemerkte anno dazumal: „Zu Zeiten der Not bedarf man seiner Verwandten.“ Jetzt herrscht im neu besetzten Innenministerium weder ein Kirchenoberhaupt noch kann eine drängende Notlage ausgemacht werden – aber was nicht ist, kann ja noch werden. Zumindest Letzteres. Und da ist es gut, eine Vertrauensperson in der Nähe zu haben, die für einen einsteht oder mitbekommt, was so geredet wird. Nur um es klar zu stellen: Die Tatsache, dass die Ehefrau von Innenminister (und Leutnant) Karl Nehammer mit der Angelobung der Regierung zur Sprecherin des Verteidigungsministeriums aufgerückt ist, ist vollkommen legal und gesetzlich korrekt. Auch ihr beruflicher Werdegang (sie war in der Öffentlichkeitsarbeit im Außen- und Innenministerium sowie im Parlament tätig) spricht keinesfalls gegen ihre Qualifikation. Dennoch hat diese Postenbesetzung einen fahlen Beigeschmack. Stets wird der vage Verdacht im Raum stehen, dass der Verwandtschaftsgrad der Nehammers letztlich darüber entschieden hat, wer für den renommierten (und zweifelsfrei hoch dotierten) Arbeitsplatz im Verteidigungsministerium ausgewählt wurde. Glaubt jemand ernsthaft, dass es wirklich keinen anderen fähigen Mitbewerber gegeben hat? Der Eindruck einer unsauberen Stellenvergabe wird deshalb immer bestehen bleiben. In puncto Ruf und Glaubwürdigkeit hat sich die Familie Nehammer damit definitiv keinen Gefallen getan.

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