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Das Erbe ist nur logisch

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Kommt es auch nicht völlig unerwartet, so überrascht doch die Schnelligkeit, mit der das Denkmal Bruno Kreisky in der veröffentlichten Meinung zerbröselt. Wirklich überraschend ist für mich hingegen das große Erstaunen über das wirtschaftliche Erbe: Wer die Politik der letzten Jahre einigermaßen verfolgte, konnte kein anderes Erbe erwarten.

Bruno Kreiskys wirtschaftspolitische Konzeption war keine komplexe, das relativ gute Abschneiden Österreichs nicht auf ein besonders gekonntes Umgehen mit dem Instrumentarium zurückzuführen. Sein Zauberwort hieß schlicht und einfach „deficit spending" (das bewußte Herbeiführen eines Ausgabenüberschusses im Budget zwecks Konjunkturbelebung). Erstens paßte ihm die Erfindung des berühmten englischen Nationalökonomen Keynes ins politische Konzept, zweitens aber ist das Konzept des „deficit spending" für jemand, der sich wie Kreisky nur ungern und gezwungenermaßen mit Wirtschaft beschäftigt, eine der einleuchtendsten und am leichtesten verständlichen ökonomischi-n Theorien.

Die Plausibilität der Grundzusammenhänge ist aber zugleich auch die Crux: Sie verleitete eine ganze Politikergeneration in Europa dazu, andere wichtige wirtschaftliche Zusammenhänge und Erkenntnisse zu ignorieren. Die Ergebnisse sind überall ziemlich gleich: Steigende Arbeitslosigkeit trotz steigender Budgetdefizite.

Was wäre passiert, wenn Kreisky bei den letzten Wahlen noch einmal die absolute Mehrheit geschafft hätte und geblieben wäre? Ich kann mir nicht vorstellen, ungeachtet gewisser Ansätze zu Blut und Tränen (Stichwort Mallorca-Paket), daß Kreisky in seinen alten Tagen noch bereit gewesen wäre, sein Wirtschaftscredo „deficit spending" aufzugeben bzw. im Gesamtzusammenhang zu sehen.

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