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Das perfekte Verbrechen

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Die Gaunerkomödie droht Wirklichkeit zu werden: Ein paar gerissene Burschen zweigen Millionen ab, spielen mit Polizei und Gerichten, Katz und Maus und hauen auf Nimmerwiedersehen in eine exotische Gegend ab, wo sie kraft Gesetzes vor jeglicher Verfolgung sicher sind. Mit dem Unterschied, daß sie sich in der österreichischen Wirklichkeit die anstrengende Fernreise sparen können.

Nach zunächst überraschender Kooperationsbereitschaft hat die liechtensteinsche Justiz unter dem Druck millionenschwerer Anleger aus aller Welt

den Rollbalken wie schon früher bei der Bauring-Affäre wieder herunter gelassen (die Rolle des österreichischen Konsuls dabei wird ja hoffentlich noch ein Nachspiel haben).

Dabei ist Liechtenstein als Steuerparadies in seiner Rechtsauffassung noch durchaus zivilisiert im Vergleich zu den echt exotischen Steuerinseln. So gibt es beispielsweise eine Karibik-Insel, wo die Rechtshilfe nicht nur nicht üblich, sondern mit Kerkerstrafe bis zu fünf Jahren bedroht ist. Viele dieser exotischen Staaten leben ausschließlich davon, daß sie dubiosen Geldern aus aller Herren Länder Unterschlupf gewähren, ja man hat manchmal das Gefühl, daß sie eigens dazu gegründet wurden.

Das Unfaßbare daran ist, daß die internationale Staatengemeinschaft diesen Praktiken bislang tatenlos zugesehen hat, obwohl man weiß, daß man dadurch internationalen Verbrecherorganisationen, zu deren Bekämpfung man im eigenen Land ein Vermögen investiert, ziemlich chancenlos gegenübersteht. Fast hat es den Anschein, daß höchst honorige Staaten nicht unglücklich darüber sind, für den Fall eines Falles selbst Geld über dunkle Kanäle transferieren zu können: Zur Unterstützung eines Regimes, zu dem man sich nicht offen bekennen kann, zur Finanzierung einer Befreiungsbewegung, die der Brutal-Phase noch nicht entwachsen ist.

Das Bedrückende an der sich abzeichnenden Versandung der AKH-Ermittlungen ist die Ermutigung für die Gauner und die Entmutigung der Justiz, die davon ausgeht. Wenn, wie schon beim Bauring, auch diesmal wieder nichts herauskommt, dürften endgültig die letzten Hemmungen fallen. Freunde aus der Baubranche versichern mir ohnehin ständig, daß die AKH-Af-färe spurlos an den kleinen Nehmern vorbeigegangen ist. Nach wie vor gelte in Wien die Relation 100 (bezahlte) geförderte Wohnungen zu einer privaten (gratis). Man wird es auch der Justiz, die sich endlich einmal aufgerafft und der Weisungsfesseln entledigt hat, nicht übelnehmen dürfen, wenn sie künftig von Haus aus das Handtuch wirft. Ewig in ohnmächtigen Zorn zusehen zu müssen schadet der eigenen Gesundheit (und Karriere), ohne sonst jemandem zu helfen.

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