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Das Rätsel Giorgione

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Einen kunsthistorischen Blindflug wagt Günther Tschmelitsch in seinem Werk „Zorzo, genannt Giorgione“, das er in einem ebenso sympathischen wie ambivalenten Akt antiquiert angehauchter Reverenz und feinsinniger Anspielung „den Manen von Gustav Friedrich Hartlaub“ (dem die Kunstgeschichte den Begriff der Neuen Sachlichkeit verdankt und der vor allem ein Mann

der Moderne war) widmete. Kunstgeschichte geht hier vom üblichen, an Pinselstrich, Morphologie, sonstigen Stilmerkmalen orientierten Sichtflug in den nur noch von den Instrumenten psychologischer und intellektueller Erfassung geleiteten Blindflug über, um dem Rätsel namens Giorgione näherzukommen. Giorgione, Tizians Lehrer, ist ein Maler von höchster Bedeutung — über den wir aber fast nichts Persönliches wissen. Die Urheberschaft vieler seiner Werke ist umstritten, eigentlich nur das Fresko-Bruchstück eines weiblichen Aktes in traditioneller Weise gesichert. Das Vorhandensein zahlreicher Kopien und Varianten erschwerte die Identifizierung der Giorgione-Werke nach Vasaris Beschreibungen, zumal wir ja, äußerst erstaunlich bei einem bedeutenden Mann der persönlichkeitsbesessenen Hochrenaissance, nicht einmal Handschriften besitzen. Tschmelitsch sucht den Zugang zu diesem Phänomen von neuen, zumindest äußerst interessanten und anregenden Ansatzpunkten her.

ZORZO, GENANNT GIORGIONE — der Genius und sein Bannkreis von Günther Tschmelitsch. Wilhelm Braumüller Verlag, Wien. 508 Seiten, 127 Abbildungen auf Kunstdruckpapier, S 580.—.

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