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Das Schlußwort hatte Moliere

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Mit dem „Tartuffe“ (in Hans Wei-gels dem Sprecher und dem Dichter dienender Übertragung) bot das Kla-genfurter Stadttheater seine letzte Spielzeitinszenierung an, mit dieser Aufführung ein „Ende gut, alles gut“ setzend. Spyros A. Evangelatos hatte die Komödie um den abgefeimten Bösewicht, der „so tut als ob“, mit jenem Gespür verwirklicht, das sich Besonderheiten sucht und in den Dienst des Werkes den gewagten Einfall stellt, der manchmal Wege geht, die Abwege scheinen. Beim „Tartuffe“ war's nicht der Fall; dem Dichter wurde Ehre erwiesen, auch wenn zuletzt die Pointe nicht ganz auf seiner Linie liegt.

Auf einer von Hannes Rader mit einem Existenzminimum an Möbeln ausgestatteten farbschönen Bühne spielte sich in munterer Lebendigkeit, die von der Zofe Dorine ausging, ab, was die Komödie aussagt: Scheinheiligkeit, jugendliches Ungestüm, ans Stäfliche grenzende Arglosigkeit und weibliche List, die Geilheit demaskiert und Böses an den Pranger stellt, manches zuweilen geradezu tänzerisch aufgelockert, immer aber im Geiste des Werkes.

Man war vergnügt bei solchem Treiben, an dem vom „Aufpulvern“ her Miriam Dreifuss als Dorine starken Anteil hatte und Heidi Mitter-hauser (Elmire) weiblichen Reiz in den Dienst der guten Sache stellte, einem Lumpen das Handwerk zu legen. Dieser, Tartuffe, fand in Horst Eder, der leider Klagenfurt in Richtung Wien verläßt, alle komödiantischen Mittel, der Rolle Kontur zu geben — im Bösen ein Charakter —, ohne in Übertreibung zu fallen. Sein durch Beschränktheit leichtgläubiger Gegenspieler Orgon fand bei Paul Görden gute Gestalt. Es war ein Abend, der nach dem Winter gelegentlichen Mißvergnügens die Sonne des Komödi-Spiels leuchten ließ.

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