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Der ganze Mensch

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Einen Sammelband eines Symposiums der Wiener Katholischen Akademie zum Leib-Seele-Problem haben Günther Pöltner und Helmuth Vetter, beide Philosophen in Wien, in bewährter Weise herausgegeben. Die Autoren (neben den Herausgebern Raphael Schulte, Augustinus Karl Wucherer-Huldenfeld, Bela Weissmahr, Friedo Ricken, Fernando Inciarte) gehen das Leib-Seele-Problem von der Weltoffenheit des Menschen aus an, dessen Sein als Ganzer ja immer schon vorausgesetzt ist (Pöltner).

Demgegenüber setzen sich die einzelnen Beiträge zwar mit re-duktionistischen Tendenzen — etwa des Piatonismus, der Gnosis, aber auch der neuzeitüchen Philosophie seit Descartes und der modernen Wissenschaften — auseinander, betonen aber jene Positionen, in denen die Einheit im Vordergrund steht, wie etwa das biblische Verständnis des Menschen (Schulte) oder — aus diesem entspringend — die personale Dialogsituation, das Sein des Menschen als Miteinandersein (Wucherer). Aufschlußreich ist der Beitrag Vetters: Er erhellt den Begriff des Psychischen in der Psychoanalyse Freuds.

Deutlich wird, daß philosophische und theologische Positionen, die von Leib und Seele wie von zwei getrennten „Dingen“ sprechen, der Vergangenheit angehören sollten. Gemeint ist der ganze Mensch, dem auch die „Aufer-weckung des Fleisches (!)“ zugesagt ist. Das Buch ist sehr lesenswert und höchst lehrreich, einige wenige Zeilen über die Autoren der Beiträge wären sehr wünschenswert.

LEBEN ZUR GÄNZE. Herausgegeben von Günther Pöltner und Helmuth Vetter. Verlag Herold, Wien 1986.128 Seiten, kart., öS 298,-.

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