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Der „Mistapostel"

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1992 wäre Adolf Trientls 175. Geburtstag gewesen - ein' Anlaß diesen ungewöhnlichen Mann, „den Mistapostel", mit einem reich bebilderten Sammelband zu würdigen. Er bringt uns eine faszinierende Persönlichkeit nahe: Priester und in erster Linie Seelsorger wurde Trientl zum ersten landwirtschaftlichen Wanderlehrer und Volksbildner Tirols.

Mit Optimismus und Lebenslust widmete er sein Leben der Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauern. So besorgt er etwa für Kranke Leihbadewannen, installiert - lange vor allen anderen - eine Kirchenheizung, bekämpft den Alkoholismus, fordert eine gesetzliche Urlaubsregelung für Dienstboten, schlägt die Besteuerung unwirtschaftlichen Verhaltens vor.

Ausgebildet als Naturwissenschafter und Ökonom war Trientl auch auf dem Gebiet der Bildungspolitik und des Umweltschutzes seiner Zeit weit voraus. Er beschrieb Methoden besserer Viehhaltung und Düngung, veröffentlichte aber auch die erste Föhntheorie, war bahnbrechend in der Gletscherforschung und gab Ratschläge für die Wiederverwertung von Abfall. Wer würde seinem Ausspruch nicht zustimmen: „Wir sind im Leben nur Reisende durchs Land. Seine Früchte dürfen und müssen wir genießen, aber seine Fruchtbarkeit zerstören dürfen wir nicht".

Auf leicht lesbare und abwechslungsreiche Art beleuchten verschiedene Fachleute den Menschen Adolf Trientl und sein Wirken auf dem geschichtlichen und sozialen Hintergrund Tirols im vorigen Jahrhundert. Ein interessantes Buch über einen „Ausbrecher aus dem bäuerlichen Mittelalter", dessen Aussagen auch heute Gültigkeit haben.

DER MISTAPOSTEL. Ein Leben für den Bauernstand. Adolf Trientl 1817 - 1897". Herausgegeben von Winfried Hofinger. Haymon Verlag, Innsbruck 1992,203 Seiten, zahlreiche Abbildungen, öS 390,-.

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