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Der Partnertausch

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Besser auf zwei Hochzeiten tanzen als auf gar keiner: unter dieses Motto stellt die frühere ÖVP-Ab-geordnete in Wien Sigrun Schlick offenbar ihre weitere Karriere.

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Besser auf zwei Hochzeiten tanzen als auf gar keiner: unter dieses Motto stellt die frühere ÖVP-Ab-geordnete in Wien Sigrun Schlick offenbar ihre weitere Karriere.

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Es war am „Tag der offenen Tür“. Der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk hält hof im Wiener Rathaus. An diesem 19. September geht der Bürgermeister auf die ÖVP-Gemeinderätin Sigrun Schlick zu und verkündet den umstehenden Personen lauthals, daß „die nun eine nähere Mitarbeiterin“ von ihm werde.

Augen- und Ohrenzeuge Fritz Hahn, Präsident des Wiener Landtags und Gemeinderats, vernimmt's mit einigem Erstaunen. Er weiß zwar: die ÖVP-Mandata-rin hat nach neunjähriger Tätigkeit in der Wiener Kommunalpolitik keinen Platz mehr auf der Kandidatenliste der Volkspartei für die Gemeinderatswahl am 8. November gefunden. Aber der vom Bürgermeister verkündete „Stellungswechsel“ der Fraktionskollegin überrascht Hahn dennoch.

Aber was Hahn an diesem Tag vernommen hat, pfeifen die Spatzen längst vom Rathausdach. Sigrun Schlick, die vor ihrem Einstieg in die Politik beim Compu-ter-Multi IBM wirkte und es dort nicht nur zum freigestellten Betriebsrat, sondern auch zu einem abgeschlossenen Studium brachte, ist auf den Wiener Vizebürgermeister Erhard Busek böse.

Seinerzeit hatte Busek die IBM-

Betriebsrätin als einen der vielzitierten „Bunten Vögel“ auf seine Seite gezogen. Und Schlick wurde bald als für höhere Aufgaben berufen gehandelt. Die Enttäuschung war dann auch groß, als sie nach dem Abgang der ÖVP-Stadträtin Gertrude Kubiena nicht als deren Nachfolgerin nominiert wurde, wo sie doch in der Gesundheitspolitik allein durch ihren Studienschwerpunkt „Spitalsökonomie“ einschlägig vorbelastet ist.

Jetzt soll Schlick ihr Fachwissen dem SPÖ-Bürgermeister Zilk zur Verfügung stellen. Immerhin steht in den nächsten Jahren die Inbetriebnahme des Allgemeinen Krankenhauses an. Das Management dieses Riesenspitals bedarf tatsächlich einer qualifizierten Führung.

Zilk will über die Vergabe von Posten erst nach der Gemeinderatswahl reden. Ihn plagen aber keine Berührungsängste hinsichtlich der „politischen Abstammung“ möglicher Kandidaten. War es doch auch Zilk, der den früheren ÖVP-Gemeinderat Wolfgang Strunz als Umweltexperten gewinnen konnte. Und in seinem Büro werkt schließlich auch der ehemalige Redakteur der bürgerlichen „Presse“, Christoph Ronge, als Pressereferent.

Sigrun Schlick verfügt noch über ein zweites Angebot für die Zeit nach ihrem Ausscheiden aus der Wiener Gemeindepolitik: nach dem Willen von Umweltministerin Marilies Flemming soll sie zur Generalsekretärin im Umweltbundesamt gekürt werden.

Beide Optionen erhöhen natürlich den „Preis“ der früheren ÖVP-Gemeinderätin. Obwohl es in den Reihen der Wiener ÖVP nicht wenige gibt, die sich für das „Doppelspiel“ von Sigrun Schlick kaum erwärmen können.

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