So wie Psychologen aus der Handschrift auf den Charakter schließen, so wie Wahrsagerinnen aus dem Kaffeesud die Zukunft lesen, so schließe ich von der gewählten Pizzaart auf Vorliebe eines Menschen. Erst nach langen Studien in einschlägigen Pizzalokalen hat sich mir diese Kunst erschlossen. Hier die Ergebnisse: Wer die Pizza Romana wählt, hat entweder in der Jugend Latein gelernt oder pflegt Geheimverbindungen zum Vatikan. Auch Beziehungen zu einer gleichnamigen Freundin sind möglich.
Die Pizza Verde hingegen wird von Grünen bevorzugt oder von jenen, die Spinat noch immer für gesund halten. Die Pizza Napoli wählen Vesuvliebhaber, O sole mio-Sänger und Mafia-sympatisanten.
Für die Pizza grandiosa schwärmen Großgrundbesitzer, Sammler von
Schlössern oder einfach Vielfraße. Die Pizza spezialita wird von Hofräten bevorzugt, von VIP's oder von kulinarischen Feinspitzen. Wer die Pizza diavolo wählt hat entweder Beziehungen zur Unterwelt, besitzt einen Pferdefuß oder betreibt eine Pfefferonizucht. Die Pizza minima ist für Schrumpfmägen, Dauerdiätler oder Notniegeln. Die Pizza Milanese wird von Fiatfah-rem bevorzugt, von Opernliebhabem oder von Taubenvergiftern. Die Pizza tomata ist das Leibgericht der Linken, der Ketchupschrecks und der Blutsauger.
Wereine Knoblauchpizza bestellt, will sich Freund und Feind vom Leib halten oder will Vampire verscheuchen. Wer keine Pizza mag, da ist ein Test natürlich schwierig, aber auch diese Tatsache läßt Rückschlüsse ziehen: Pizzaverweigerer waren entweder noch nie in Italien, wollen sich nicht verraten oder halten die Pizza für die italienische Form der Weltherrschaft.
