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Der Primat der Realität

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Mit rund 900 Blättern besitzt die Neue Galerie der Stadt Linz nahezu das gesamte druckgraphische Werk von Alfred Hrdlicka, die umfassendste Sammlung dieser Art, wie Direktor Peter Baum mit Stolz feststellt. Nun wird eine repräsentative Auswahl der Bestände vorgestellt: 110 Arbeiten, beginnend mit einer Aktstudie des 19jährigen Studenten aus dem Jahr 1947 bis zu den „Boxern", einer Radierung, die erst kurz vor der Vernissage entstand und Grundlage des Ausstellungsplakats wurde.

An den ausgewählten Beispie-len'läßt sich die Entwicklung von Hrdlickas Schaffen ebenso ablesen wie die Spannweite seiner Thematik, deren Schwerpunkte sein soziales und politisches Engagement maßgeblich bestimmt. Dieses zeigt schon das „Kleine Weltgericht" von 1951, vor allem aberdie Zyklen „Masse und Macht" und „Wie ein Totentanz" - Dokumentationen des Schreckens. Vor allem aber ist diese Dimension in seinem mit 61 Blättern bisher umfangreichsten, 1989 vollendeten Werk „Die Französische Revolution" deutlich. Immer aufs neue beschäftigten Hrdlicka Existenzen am Rand, wie in den Bildern zu „The Rake's Progress" und den beiden „Haarmann"-Folgen.

Revolutionäre Inhalte mit konventionellen Mitteln zu realisieren, ist für den Künstler kein Widerspruch. Er hat nie von sich selbst behauptet, Avantgardist zu sein, ihm geht es primär um die Aussage, nicht um formale Probleme. Darin steht Hrdlicka zweifellos in der Nachfolge der Expressionisten und Honore Daumiers, dem einzig die Realität des Menschen in der Realität der Zeit wichtig war. (Bis 31. August)

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