6836699-1975_18_17.jpg
Digital In Arbeit

Der Wüstenfuchs

Werbung
Werbung
Werbung

Unter den vielen Rommel-Büchern eine Neuerscheinung? Dazu kann man ja und nein antworten, muß allerdings berücksichtigen, daß hier der berühmte britische Rundfunkkommentator für militärische Angelegenheiten unter neuen Gesichtspunkten die Laufbahn Rommels zeichnet. Entgegen der früheren britischen Auffassung von Rommel als strategischem Wundertäter kommt der Verfasser zu dem Schluß, daß Rommel zwar blendend zu improvisieren verstand, jedoch die größeren Zusammenhänge, namentlich die Stärke der britischen und amerikanischen Streitkräfte, im wesentlichen unterschätzte. Die Tatsache, daß Hitler den afrikanischen Kriegsschauplatz in steigendem Maße ignorierte, ja sogar unter Berücksichtigung der russischen Ereignisse sich weigerte, Verstärkungen zu entsenden, bis die Tunis-Krise ausbrach, hat Rommel sehr' tief getroffen, und seine Abberufung aus Afrika war das eigentliche Ende der Laufbahn. Der Oberbefehl in Italien fiel ihm nicht zu, lediglich die Stellung eines Inspekteurs des Atlanükwalles, dessen Festigkeit er unter dem Erlebnis der totalen Luftüberlegenheit in Afrika zu übertreiben versuchte. Die Befürchtungen bezüglich der Luftüberlegenheit traten auch ein, und Rommels Abstieg begann mit der Invasion. Die vorliegende Studie ist übrigens brillant geschrieben, legt auch großen Wert auf die Aufhellung des Hintergrundes dieses Lebens, wie Herkunft, Ausbildung, Ehe, militärische Ausbildung. Was auch hier nicht zum Durchbruch kommt und die meisten Rommel-Biographien übersehen: wie stark Rommel die eigene Propaganda zu betreiben wußte. Als seinerzeitiger Kommandant des Führerhauptqüar-tiers in Polen standen ihm. wertvolle Kontakte zum Propagandaministerium zur Verfügung, die er auch personell ausnützte, was allerdings sein gutes Recht war.

ROMMEL. Von Charles Douglas-Home. 156 Seiten. Paul-List-Verlag, München, 1974.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung