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Die Bewunderte

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Die Wienerin Elisabeth Bergner, deren große Erfolge in den dreißiger Jahren sich später in England und Amerika fortsetzten, lehnte es sogar dem Kritiker Alfred Kerr gegenüber ab, ein Buch über sie zu schreiben. Nun schrieb es die Achtzigjährige selbst: „Bewundert viel und viel gescholten...“ Und es wirkt so unmittelbar, als ob sie vor einem säße und nun erzählen würde, woran sie sich erinnert. Etwa wie sie Klabund zum Schreiben des „Kreidekreis“ anregte und ihm dadurch das Leben rettete, wie sie den Konjunktur-Antisemiten Werner Krauß aus Wut in der Themse beinahe ertränkt hätte, wie der Bildhauer Lehmbruck an der Leidenschaft zu ihr zerbrach.

Sie berichtet ihre Erlebnisse mit Bernard Shaw, mit dem „Stolz Schottlands“, dem Dramatiker James Barrie, mit Wedekind, Schnitzler, Brecht, mitMoissi, mit der berühmt schönen Eleonora von Mendelssohn, deren Schicksal ergreift. Gespräche mit Albert Einstein berühren sie besonders tief.

Sie suchte stets das Wesentliche. In siebzig Lesungen in Israel nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte sie verdienstvoll aufzuzeigen, daß sich das Alte und Neue Testament nirgends widersprechen, sondern einander ergänzen. Ist es nun Koketterie, wenn sie bei sich ein chronisch schlechtes Gewissen feststellt, sich immer wieder schilt? Kaum. Als sie älter wurde, begann ein großes Aufräumen. Man glaubt es ihr.

BEWUNDERT, VIEL UND, VIEL GESCHOLTEN. Elisabeth Bergners unordentliche Erinnerungen. Von Elisabeth Bergner. Bertelsmann Verlag, Gütersloh, 1978, 340 Seiten, 40 Seiten Bilder, öS 278,60.

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