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Die „Civetta” lief nur eine halbe Meile

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Unter den großen und folgenreichen technischen Leistungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stechen vor allem jene im Verkehrs- und Transportwesen (zu Lande und zu Wasser) hervor. Technische und wirtschaftliche Entwicklung sind engstens verknüpft; die Epoche des Weltverkehrs und des Welthandels wird eingeleitet.

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Unter den großen und folgenreichen technischen Leistungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stechen vor allem jene im Verkehrs- und Transportwesen (zu Lande und zu Wasser) hervor. Technische und wirtschaftliche Entwicklung sind engstens verknüpft; die Epoche des Weltverkehrs und des Welthandels wird eingeleitet.

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Lange noch werden die Meere von den großen Seglern befahren, Dampfschiffe mit den seitlichen Schaufelrädern (heute als nostalgisch gepflegte und eingesetzte „Oldtimer” anzutreffen) dokumentieren den technischen Fortschritt - aber zum Symbol der revolutionären technischen Entwicklung in der Schiffahrt wird das Dampfschiff mit Schraubenantrieb.

Mit der Erfindung der Schiffsschraube ist der Name des großen Österreichers Joseph Ressel (1793-1857) untrennbar verbunden, und zwar besonders auch im Sinne der Priorität. Erfindungen in solchen Dimensionen können nicht punktuell, nicht isoliert gesehen werden. Aber auch bei einer längeren Reihe von entsprechenden theoretischen Konzepten oder Vorformen (bekannt oder nicht bekannt) ist die eigentliche Erfindung der Durchbruch zum nachgewiesen funktionstüchtigen Modell; und das ist -historisch belegt - die von Joseph Ressel entwickelte Schiffsschraube!

Vor 200 Jahren, am 29. Juni 1793, wurde Joseph Ludwig Franz Ressel in der ostböhmischen Kleinstadt Chru-dim geboren. Sein Vater, Steuer- und Mauteinnehmer, stammte aus einer aus Friedland zugezogenen böhmendeutschen, seine Mutter wahrscheinlich aus einer tschechischen Familie.

Die Trivialschule der Heimatstadt (mit privatem Lateinunterricht), das Linzer Gymnasium und ein Lehrgang als Militärzögling in Budweis (besondere Ausbildung in Mathematik, Geometrie und Zeichnen) vermittelten ausgezeichnete Bildungsgrundlagen, die ihm ein erfolgreiches Studium an der Universität Wien ermöglichten. Er belegte außer Naturwissenschaften und Staatsverrechnung auch Technik und Landwirtschaft (die technischen Fächer wurden damals an der Universität gelehrt; das Polytechnikum, Vorläufer der Technischen Hochschule, wurde erst 1815 errichtet).

In diese Zeit (1812) fallen die ersten Entwürfe des Modells einer Schiffsschraube, was später im Hinblick auf rekonstruierte Skizzen nicht allgemein anerkannt wurde. Jedenfalls wurde aus dieser Zeit die Schraube zum Antrieb und zur Fortbewegung von Schiffen zum dominanten, zugleich aber auch schicksalhaften Technik-und Konstruktionsthema Ressels.

Große finanzielle Schwierigkeiten des Vaters zwangen Ressel zum Abbruch der Universitätsstudien. Ein Stipendium aus der Privatschatulle Franz I. ermöglichte ihm den Besuch eines zweijährigen Lehrgangs an der Forstakademie zu Mariabrunn. Damit erschienen durch die Wiener Jahre die Weichen für den Berufs- und Lebensweg des Joseph Ressel gestellt: Forstwesen und Schiffstechnik.

40, zum Teil sehr leidvolle Dienstjahre verbrachte Ressel bei den Forstverwaltungen in Krain, Görz und im TriestinerLitorale, mehr als zwei Jahrzehnte als Forstbeamter in der allgemeinen politischen Verwaltung (Waldagent, Waldmeister, Oberförster), dann bis zu seinem Tode in der Marine-Forstadministration (zuletzt als Marine-Forstintendant). Die Marine besaß durch einige Zeit eigene Forstreviere mit guten Eichenbeständen, aus denen das Holz für den Schiffsbau gewonnen wurde; größtenteils aber wurde dieser Bedarf aus anderen Forstbetrieben gedeckt, wobei Kontrolle der Waldpflege, Auswahl der Bäume und Ankauf des Holzes zu den Aufgaben der Marine-Forstbeamten gehörten.

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