Die Kultur der „kleinen Leute”

Im Museum für Völkerkunde in Wien werden zwei einander ergänzende Ausstellungen gezeigt: „Alltag in Äthiopien” und „Mehr als ein Tropfen”, Fotos der Hilfsaktion „Menschen für Menschen”.

Der Alltag in dem Land, das von einer der ältesten christlichen Kirchen der Welt geprägt wird, läßt sich anhand von Objekten und Volksmalereien besichtigen. Die Dokumentation der Hilfsaktion bietet dem interessierten Besucher nicht nur die Möglichkeit, sich ein Bild von der Art und des Ausmaßes der Arbeit von Karlheinz Böhm und seinen Mitarbeitern zu machen, sondern ebenfalls einen Eindruck von Land und Leuten zu, gewinnen. Die Qualität der gezeigten Fotos ist außerordentlich, handelt es sich doch um Aufnahmen des renommierten Fotografen Dieter Blum, der seit 1964 weltweit im Dienste großer Verlage und Unternehmen tätig ist und mehrfach ausgezeichnet wurde.

Die christlich geprägte Bilderwelt ist auch in den Objekten der Volkskunst zu entdecken, Christus, Maria und äthiopische Heiligengestalten finden sich ebenso wie auf vorchristliche Wurzeln verweisende Amulette. Auch an Elemente spätägyptischer Kunst knüpft Äthiopien an.

Die Exponate aus dem äthiopischen Alltag wurden von dem Arzt Karl Bruch gesammelt, der mehrere Jahre in diesem Land gelebt und gearbeitet hat. Diese Ausstellung ist als ideale Ergänzung zu jenen vielbeachteten Präsentationen von äthiopischer Ikonenmalerei zu sehen, da tatsächlich die Kultur der „kleinen Leute” zu sehen ist. So gesehen ist diese Doppelschau eine Verwirklichung der Idee von Karlheinz Böhm, nämlich daß auf dieser Welt nicht ein mal sechs Milliarden Menschen leben, sondern sechs Milliarden mal einer, auf den es zu achten gilt.

Alltag in Äthiopien / Mehr als ein Tropfen

Museum für Völkerkunde 1010 Wien, Neue Burg. Bis 6. Jänner; Mi bis Mo 10 bis 16 Uhr