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„Die Kunst, das Spiel zu spielen“

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Seit rund 30 Jahren wird die „Einladung ins Schloß“ von Jean Anouilh immer wieder inszeniert, eine graziöse Komödie, in der Ironie und Freude am Wortwitz nur so funkeln, die aber auch Ausdruck von Anouilhs Pessimismus ist. Intrigen und Gegenintrigen dienen dem Autor dazu, Verlogenheit, Egoismus, Neid und vor allem den Hochmut zu entlarven: Während eines großen Balls wird die Doppelbödigkeit der nur scheinbar heilen Welt aufgedeckt.

Nun ist es durchaus legitim, das Komödiantische des Stücks, das auf dem alten Schwankmotiv der^ verwechselbaren Zwillinge beruht, in den Vordergrund zu stellen, wenn es dem Regisseur gelingt, dahinter den schneidenden Unterton der Gesellschaftssatire, den Ernst und die Ironie sichtbar zu machen, wenn das Tempo des Spiels in den Augenblik-ken, in denen die Schauspieler die Doppelbödigkeit ihrer Rollen ausspielen müssen, zurückgenommen wird, und wenn die Schauspieler angehalten werden, im Sinne des Textes aus ihren Rollen zu treten, um sich gleichsam selbst zu kommentieren. Gastregisseur Harry Kalenberg brachte zwar Schwung und vordergründige Komik auf die Bühne, ließ aber die ernsten Aspekte weitgehend untergehen, Auch fehlte es an der richtigen 'Wortregie,, die Pointiertheit der Texte verlor sich vielfach. Es entstand, so eine reine Boulevardkomödie, die aber vom Publikum mit Vergnügen akzeptiert wurde.

Christian Ghera,' in der Doppelrolle der Zwillinge, war diszipliniert und glaubwürdig; sanft, anmutig und unglücklich zog Barbara. Schalkhammer als Isabelle die Aufmerk'-samkeit auf sich. Ingrid Heitmann als Diana Messerschmann hätte man sich böser und kälter gewünscht. Auch Edith Boewer, die eine überzeugende weise alte Dame gab, ließ doch Boshaftigkeit und Esprit vermissen. Die übrigen Mitglieder des Ensembles trugen durch outrier-tes “Ausspielen der burlesken Komik zum Fublikumserfolg bei. Störend wirkte, daß G. Matthes als Messerschmann auch noch durch die Sprache als preußischer Jude ausgewiesen wurde.

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