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Digital In Arbeit

Die Manager

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Seit der Heimholung des Österreichers Lewinsky auf den Sessel des VOEST-Ge-neraldirektors sind sie wieder groß im Gespräch, die Herren Manager. Der Rest der Menschheit tut sich ein bisserl schwer mit ihnen.

Besonders schwer tut sich mit den Managern das Theater. Im Wiener Schauspielhaus zum Beispiel kann man derzeit über einen „Consulting Manager“ in blauer Lederhose und rosa Schuhen staunen. Der Mangel an Milieu-Kenntnis ist zwar massiv, aber immer noch das kleinere Hindernis, sich des Phänomens Manager mit Mitteln der Kunst anzunehmen.

Das größere Hindernis ist die außerordentliche Langweiligkeit, die das Manager-

Milieu, wenigstens für oberflächliche Beobachter, verströmt.

Die Kleidung zum Beispiel ist in diesem Milieu ein Mittel, Persönlichkeit nicht auszudrücken, sondern zu verbergen, sie dient der Mimikry, dem Selbstschutz durch optische Angleichung an die Umgebung.

Ähnliche Funktion haben weniger schnell erkennbare Persönlichkeitsmerkmale wie etwa die Hobbys. Eine Befragung von zehn Managern nach ihrer Lieblings-Schallplatte ergab fünfmal denselben Titel: Er signalisierte eine sehr überlegt dosierte Aufgeschlossenheit für das Neue, unkonventionellen Geschmack geradezu nach Maß.

Ein ganz eigenes Kapitel sind die Statussymbole der Manager. Es gibt sichtbare und unsichtbare Statussymbole. Für die Künste entstehen bei der Beschäftigung mit dem Phänomen Manager besondere Probleme dadurch, daß die unsichtbaren Statussymbole im Rang höher stehen als die sichtbaren, weil sie der Usurpation durch statusbeflissene Statuslose nicht in solchem Maß ausgesetzt sind. Nichts ist schwerer, als ein Statussymbol, das sich jeder Hergelaufene kaufen kann, vor Mißbrauch zu schützen.

Was soll zum Beispiel ein Statussymbol, das man täglich in der Straßenbahn sieht? Als vor längerer Zeit das Aktenkofferl auf diese Weise entwertet wurde, steckten einige Manager aus lauter Protest ihre Unterlagen einfach in einen schäbigen, großen braunen Briefumschlag. Noblesse obli-ge...

Den Mann mit Status erkennt man nicht nur an der Größe seines Zimmers, sondern vor allem an der Leere von Zimmer und Schreibtisch. Spitzenmanager auf der Höhe der Zeit lassen sich jedes Blättchen Papier zur Tür hereinreichen und signalisieren so der misera plebs: Ich bin ganz oben. Ich schreibe nicht. Ich entscheide. Parallelen zu den langen, in Goldkapseln steckenden, die Botschaft „J.ch arbeite nicht!“ hinausschreienden Fingernägeln der alten chinesischen Mandarine sind gestattet.

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