6885878-1979_26_21.jpg
Digital In Arbeit

Die „Multinationalen“ in der Steiermark

Werbung
Werbung
Werbung

Um eine „Momentaufnahme“ handelt es sich bei einer von der steirischen Arbeiterkammer herausgegebenen Broschüre, die sich mit der Beteiligung ausländischer Firmen an steirischen Betrieben auseinandersetzt. In der 72 Seiten starken Publikation wurden über 1400 in den Handelsregistern des Handelsgerichtes Graz eingetragene Firmen unter die Lupe genommen; Firmen also, die ihren Hauptsitz in der Steiermark haben. Das Ergebnis läßt sich konkret in Zahlen ausdrücken:

Die 1400 „geprüften“ Unternehmen beschäftigen über 70.000 Arbeitnehmer und haben ein Nominalkapital von mehr als 4,5 Milliarden Schilling. Der AK-Bericht betont, daß über 17 Prozent dieses Kapitals durch Mehrheitsbeteiligungen ausländischer Gesellschaften beherrscht werden. Damit seien rund 140 Unternehmen, die in der Steiermark Arbeitsplätze erhalten helfen, auf Grund der Mehrheitsbeteiligung des Auslandes von ausländischer Hand geführt. Uber 20 Prozent und somit jeder fünfte Arbeiter oder Angestellte arbeitet in einem Unternehmen, an dem das Ausland mitbeteüigt ist, 15 Prozent in einem solchen, in dem ausländische Gesellschafter mehrheitlich vertreten sind.

Eine Aufschlüsselung der Gesellschaftsform ergibt, daß 18 Prozent der steirischen Aktiengesellschaften vom Ausland abhängig sind; der Prozentsatz von Gesellschaften mit beschränkter Haftung ist um ein Drittel geringer: er beläuft sich auf etwa 12 Prozent.

Eine gewagte Äußerung des Heftes im Zusammenhang mit der häufigen Umwandlung der Gesellschaftsform von Betrieben: Die Flucht aus der Rechtsform der Aktiengesellschaft in die der Gesellschaft mit beschränkter Haftung sei vor allem die Publizitätsvorschrift, denn „die Rechtfertigungsversuche von Preissteigerungen verlieren oft ihre Glaubwürdigkeit, wenn man sich die Bilanzen (die bei einer AG veröffentlicht werden müssen, Anm. d. Red.) näher ansieht“.

Die Schlußfolgerungen und Gegenmaßnahmen zur „Demokratisierung der Wirtschaft unter besonderer Berücksichtigung multinationaler Unternehmungen“ sind einfach: von bürgerlichen Medien verschwiegene Informationen müßten in eigenen (gewerkschaftlichen) Kampagnen weitergegeben werden, Verbraucherboykotte könnten organisiert werden.

Im Schlußwort stellt die in einigen Tönen klassenkämpferische (etwa: „die Firma gehört einem Padovaner Familienunternehmen, in dem noch Reste der altitalienischen Großgrundbesitzermentalität herrschen“) Broschüre fest, daß „unsere Zielsetzung nicht die Beseitigung multinationaler Konzerne sein kann, sondern ihre demokratische Kontrolle.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung