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Die Ratten kommen!

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Millionen Ratten in den Großstädten - gängige Bekämpfungsmethoden erweisen sich als wirkungslos. Nun verspricht ein österreichischer Rattenspezialist Abhilfe.

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Millionen Ratten in den Großstädten - gängige Bekämpfungsmethoden erweisen sich als wirkungslos. Nun verspricht ein österreichischer Rattenspezialist Abhilfe.

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Sie werden von Indiens Hindus religiös verehrt und vernichten deren Nahrung. Sie haben sich unseren Industriewüsten angepaßt und übertragen mehr als ein Dutzend gefährlicher Krankheiten: die Ratten. Allein in der Bundesrepublik sind Schätzungen zufolge 60 Millionen der Plagetiere unterwegs.

Für Österreich getraut sich der Rattenspezialist Franz Ressl Zahlen nicht recht zu nennen. Mit ein bis zwei Tieren pro Stadteinwohner wird jedoch gerechnet.

Dabei sind die Nager beim Fressen nicht wählerisch: Sie betätigen sich als Fischfänger, Mäuse-vertilger, Körnerfresser und verachten auch Hühner, Enten und Gänse sowie deren Gelege nicht. Rudelweise durchnagen sie Holz, Mörtel, Kunststoffe und Bleirohre, aber auch schlecht gemischten Beton.

„Am liebsten ist den Allesfressern Fleisch, wobei die Nahrung immer von Vorkostern getestet wird: Stirbt dieser, so rühren die anderen Artgenossen das schlechte ,Menü' nicht mehr an. Geruchsignale warnen dann die herannahenden Horden anderer Nager", berichtet Experte Ressl.

Wegen des Markierens tödlicher Fallen sind sie, auch schwer zu bekämpfen. Als einziges Säugetier der Welt werden sie überdies gegen Gift, das der Mensch zu ihrer Bekämpfung mischt und auslegt, immun. Auch Gifte, die die Blutgerinnung verhindern — sogenannte Antikoagulantien -können den „Ratzen" kaum etwas anhaben.

Gegen die verschiedenen Umweltgifte sind sie ohnehin schon resistenter als der Mensch, weshalb sie auch ,4n Saus und Braus" auf Müllhalden prassen können.

Franz Ressl bezeichnet die derzeitige Rattenbekämpfung als nicht zielführend: „Bei uns wird zumeist mit Antikoagulantien gearbeitet. Dabei werden völlig falsche Methoden angewendet, deren Erfolg mehr als fraglich ist."

Der Rattenfachmann hat eine Möglichkeit gefunden, wie man das Abschrecken anderer Artgenossen nach dem Genuß von Gift verhindern kann. Dabei soll mit der Methode der „Köderdepots" gearbeitet werden: Man nimmt eine einfache Kiste und schneidet in deren Vorder- und Rückwand ein Loch. In die Mitte der umgestülpten Kiste legt man dann einen unvergifteten (!) Köder. Um zum Fressen zu gelangen, müssen die Plagetiere durch die Löcher in die Kiste hineinkriechen. Der Weg zum Köder ist mit Gift bestreut.

Bei dieser Methode macht man sich die Eigenschaft der Tiere zunutze, daß sie beim Fressen ihre Nahrung in die Vorderpfoten nehmen. So wird das Gift von den Pfoten in feinen Dosen automatisch ins Fressen gemischt.

Kanadische Wissenschafter haben gegen immune Ratten eine elektronische Wunderwaffe entwickelt. Das Gerät, das eine viertel Million Dollar kostet, geht den

„Superratten" regelrecht an den „Nerv". Es sendet einen flächendeckenden Teppich von Ultraschallsignalen aus, die mit elek-. tromagnetischen Impulsen garniert sind. Die Besonderheit der neuen Waffe: Die Frequenz des Ultraschallpfeifens ändert sich ständig. An Gewöhnung ist daher nicht zu denken.

Die Folge: Nach einwöchiger Pein, gesteigerter Nervosität und Unbehagen flüchten die Ratten. Nehmen sie nicht Reißaus, dann erleiden sie einen Nervenzusammenbruch.

Doch wer weiß - vielleicht gibt es schon bald ultraschalltaube Ratten — sogenannte Super-Su-perratten.

Nukleare Katastrophen würden die Nager auf jeden Fall überleben: Amerikanische Experten haben das bewiesen. Zwischen 1946 und 1958 wurde eine Insel im Pazifik von 23 Atom- und Wasserstoffbomben verseucht. Die Strahlenbelastung lag dabei ein Vielfaches über der erträglichen Dosis. Doch nach den Atomtests wurde innerhalb kürzester Zeit eine offenbar „kerngesunde" Ratte gefangen.

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