7059187-1991_29_08.jpg
Digital In Arbeit

Die schweren Tage in Slowenien

19451960198020002020

Der Präsident des slowenischen P.E.N.-Clubs, Boris A. Novak, schildert tief erschüttert die Ermordung des slowenischen Psychologen und Schriftstellers Janez Svetina durch die jugoslawische Armee.

19451960198020002020

Der Präsident des slowenischen P.E.N.-Clubs, Boris A. Novak, schildert tief erschüttert die Ermordung des slowenischen Psychologen und Schriftstellers Janez Svetina durch die jugoslawische Armee.

Werbung
Werbung
Werbung

Auch FURCHE-Mitarbeiter Lev Detela hielt sich in den ersten Kriegstagen in seiner Heimat Slowenien auf. Hier ein Auszug aus seinem „Kriegstagebuch".

Janez Svetina, 1941 geborener slowenischer Psychologe, Philosoph, Schriftsteller und Ubersetzer, studierte vergleichende Literaturwissenschaft und Psychologie an der Universität Laibach (Ljubljana). Von 1972 bis 1987 lebte er in Indien, um indische Philosophie zu studieren.

Am 26. Juni 1991 reiste er nach Zgornja Radgona, einem kleinen, pitoresken Städtchen am Dreiländereck von Slowenien, Österreich und Ungarn, um einen pädagogischen Votrag zu halten. Am nächsten Morgen wurde Zgornja Radgona von einem Konvoi aus Panzern der jugoslawischen Armee heftig angegriffen. Diese zerstörten eine Menge ziviler Gebäude. Svetina versuchte vor seinem Hotel Fotographien von den Panzern zu machen und wurde von einem Kugelhagel aus diesen Panzern niedergestreckt.

Maribor- Marburg an der Drau, 27. Juni 1991.

Der erste Tag der slowenischen Unabhängigkeit. Von Überall her werden Truppenbewegungen der jugoslawischen Armee gemeldet. Meine Frau warnt mich, nach Marburg zu reisen, wo ich am Abend die slowenischen Autoren aus Australien vorstellen möchte. Ich verreise trotzdem.

Die Straßen zwischen Logatec und Laibach sind versperrt. Der Kommandant der jugoslawischen Armee in Vrhnika bei Ljubljana bedroht die ganze Umgebung. Am nahen Hügel hat er zwölf Panzer postiert, mit den Röhren nach dem Zentrum der Ortschaft gerichtet. Die Leute haben Angst, sie sind empört:,.Nicht einmal Hitler-Soldaten sind mit uns so verfahren!"Ich reise mit dem Zug.(...)

Im Hotel in Marburg höre ich dann im Rundfunk, das der Kommandant der jugoslawischen Armee in Marburg, General Denic, der Bürgermeisterin der Stadt, Magda Tovomik, ein Ultimatum gestellt hat, das um 23 Uhr abläuft. Die Slowenen müssen ihm zwei Panzer zurückgeben, die sie bei Ruäe erobert haben. Die Bürgermeisterin meint, daß die Angelegenheit nicht in der Kompetenz der Stadt Maribor liegt. Der General ... sagt der Bürgermeisterin, daß er die wichtigsten Gebäude der Stadt noch in dieser Nacht mit Kanonen unter Beschuß nehmen werde. Dann passiert aber doch nichts. Ich versuche ein bißchen zu schlafen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung