Die Teilung der Welt

Auf der Weltbevölkerungskonferenz in Kairo wurde wieder einmal sehr viel über Bevölkerungsexplosion und die daraus resultierenden Gefahren, Probleme und Zerstörungen diskutiert. Daß der Westen keinen Grund hat, mit den Fingern auf die Ärmsten der Armen zu zeigen, führt Reymer Klüver hier vor Augen.

Der Redakteur der angesehenen „Süddeutschen Zeitung“ greift darin sämtliche Reizthemen in Zusammenhang mit der Nord-Süd-Problematik auf (zum Beispiel Bevölkerungswachstum, Massenelend, Migration, miese Rohstoffpreise, Umweltzerstörung und Schuldenkrise), berichtet gründlich, profund und ausgewogen. Kritisch beleuchtet er den Standpunkt des Westens, dem er Autismus vorwirft und das mit Zahlen und Fakten untermauert. Kaum ein gutes Haar läßt er dabei auch an der westlichen Praxis der Entwicklungshilfe.

„Die Dauerkrise des Südens wird auf Dauer auch unsere Krise werden“, ist Klüver überzeugt. Und das in mehrfacher Weise: Erstens der wachsende Migrationsdruck, der mit Kurzzeitstrategien wie etwa einem schärferen Äsylrecht nicht zu lösen ist. Weiters funktioniert der Süden nicht mehr als Regulativ für die permanente ökologische Katastrophe, die der Norden verursacht. Zudem springt die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auf. Neben militärischem Ungemach kommt noch ideologisches Unbehagen - Stichwort: Fundamentalismus.

Die Teilung der Welt in Nord und Süd werde sich, als tiefgreifender erweisen als der Ost-West-Gegensatz und droht zum Menschheitsrisiko zu werden, befürchtet Klüver. Wie diesen Problemen begegnet werden könnte, bleibt offen. Die Zeit des Handelns ist jedenfalls längst gekommen. „Vielleicht ist das Eingeständnis der Ratlosigkeit nicht der schlechteste Neubeginn für eine Politik, die sich den globalen Herausforderungen tatsächlich stellt. Das Risiko des Scheiterns ist die Menschheit jedenfalls wert.“

DAS MENSCHHEITSRISIKO

Szenarien des Nord-Süd-Konflikts. Von Reymer Klüver.

Beltz Verlag, Weinheim, 1994.

175 Seiten, öS 281,-.