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Moderne Eigentumspolitik

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In unserer nachproletarischen Situation ist elementare Not selten geworden. Das Einkommen der Massen dient ihnen nicht mehr dazu, um „überleben“ zu können. Aus dem allgemeinen Anwachsen des vagabundierenden Einkommens, jener Quote des persönlichen Einkommens, das nicht durch Existenzbedürfnisse gebunden ist, zieht man vielfach den Schluß, daß eine neue Eigentumspolitik nicht nur geboten, sondern auch möglich ist. Bis weit hinein in die Kreise des demokratischen Sozialismus werden heute Überlegungen darüber angestellt, ob es nicht gelingen könnte, das zu schaffen, was H. Belloc einmal eine „proprietäre Gesellschaft“ genannt hat, eine Gesellschaft von Eigentümern. Die Geschichte kennt freilich keine solche totale Eigentümergesellschaft. Nach einer Periode der Okkupation und anschließenden dauernden Inbesitznahme gab es stets die Einrichtung des Gemeineigentums und daneben in Fortentwicklung das Sondereigentum. Mit der Herausbildung eines Sonder-(Privat-)Eigentums aber entstand geradezu automatisch die Großgruppe der Nichteigentümer.

Jene Bemühungen, die auf die Bildung einer Eigentümergesellschaft gerichtet sind, werden als Eigentumspolitik gekennzeichnet. An sich ist die Forderung nach Eigentumspolitik eine Leerformel. Seit es das gesellschaftliche Phänomen des Eigentumsrechtes gibt, sind auch Versuche zu bemerken, die gegebene Eigentumsordnung zu ändern. Ob diese Versuche etwa als liberal oder als kommunistisch gekennzeichnet sind, stets handelt es sich um Eigentumspolitik. Jede vorhandene Eigentumsordnung war bisher ein Ärgernis gewesen und hatte Bemühungen provoziert, die man nachträglich als Eigentumspolitik bezeichnen könnte.

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