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War früher wirklich alles besser?

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Wie oft hören wir oder sprechen selbst von den guten alten Zeiten, in denen alles so viel besser war als jetzt: weniger Drogen, weniger Gewalt, weniger Verbrechen, weniger Terror et cetera.

Dieses „AVissen" um die früher so viel friedlicheren Zeiten wird durch die Ergebnisse einer jüngst vom Unterrichtsministerium präsentierten Studie, in welcher Gewalt in der Schule von heute mit Ergebnissen früherer Untersuchungen verglichen wurde, doch ein wenig erschüttert. Die Analysen zeigten nämlich eindeutig eine Abnahme von Gewaltakten auf.

Wir können solche Fakten natürlich als zufällige Einzelergebnisse wegschieben. Wir können uns aber auch die Frage stellen, wie diese Diskrepanz zu unserem persönlichen Eindruck, der ja von vielen (den meisten?) geteilt wird, zustande kommt.

Die Psychologie liefert wissenschaftlich gut abgesicherte Erklärungen dafür:

Danach liegt es offensichtlich in der Natur des Menschen, sich eher an positive Ereignisse zurückzuerinnern, was für das persönliche Selbstwertgefühl und die Zukunftsorientierung des einzelnen sehr sinnvoll ist.

Gleichzeitig beeinträchtigt diese Rückschau auf zurückliegende Ereignisse durch eine rosarote Brille jedoch den objektiven Vergleich mit aktuellem Geschehen. Bin solch objektiver Vergleich ist nur möglich, wenn Ergebnisse aktueller und früherer Erhebungen verglichen werden, wie es in der erwähnten Studie des Unterrichtsministeriums der Fall war.

Vielleicht sollten wir diese Studie als Anlaß nehmen, unserer eigenen Meinung, auch wenn diese von vielen geteilt wird, nicht blind zu vertrauen, sondern sie als Hypothese anzusehen, die, bevor sie zum Urteil wird, einer Prüfung bedarf.

Die Autorin

lehrt Psychologie an den Universitäten Graz und Wien.

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