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Diskretes Schweigen

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Es war US-Präsident Harry Truman, der ein Millionendollar-Programm zur Finanzierung von Untergrundbewegungen gegen feindliche Staaten in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg billigte, um die psychologische Kriegsführung gegen die UdSSR und ihre Satelliten zu ermöglichen.

Als „Kenner“ der Situation boten sich in ehemaligen Nazis und Kollaborateuren alte Antibol-schewisten an, die von US-Geheimdiensten mit offenen Armen aufgenommen wurden.

Der Einsatz von ehemaligen Nazis bei US-Operationen im Nachkriegseuropa, verschiedene Kampagnen im Krieg der Geheimdienste waren nur selten von Erfolg gekrönt. Zudem hatte der Nazi-Einsatz für die USA nicht selten unerwartete Auswirkungen — sogenannte Rückstoß-(Blow-back)-Effekte, die im politischen Leben der Vereinigten Staaten ihre Spuren hinterließen.

Unter anderen benützte „Hexenjäger“ Joseph McCarthy in den fünfziger Jahren eine aus Nazikollaborateuren bestehende Spionageeinheit, um Informationen gegen politisch Andersdenkende zu erhalten.

Die Geschichte der willkommenen Nazis in den USA wurde lan-' ge mit diskretem Schweigen bedacht. Erst 1983-offenbar hatte in der US-Administration ein Mentalitätswandel stattgefunden -löste Allan Ryan, Nazijäger der US-Regierung, mit einem der Öffentlichkeit präsentierten Dossier über Klaus Barbie und seine Jahrzehnte zurückliegenden Beziehungen zum amerikanischen Geheimdienst, höchstes Interesse und eine Aufhellungsphase aus.

Jetzt präsentiert der junge amerikanische Journalist Christopher Simpson das Ergebnis seiner Recherchen über NS-Kriegsver-brecher im Sold der USA: Spannend von der ersten bis zur letzten Zeile, unter ethischem Aspekt. Es müsse jetzt reiner Tisch gemacht werden, fordert der Autor. Das amerikanische Volk verdiene Besseres von seiner Regierung als Schweigen über unliebsame Fakten,

DER AMERIKANISCHE BUMERANG. NS-Kriegsverbrecher im Sold der USA. Von Christopher Simpson. Verlag Carl Ueberreu-ter. Wien 1988. 456 Seiten. öS 298,-

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