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Drama des Grauens

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Nahezu zwei Stunden modernen Musiktheaters bietet Leos Janäceks „Aus einem Totenhaus“ bei den Salzburger Festspielen. Nach F. I. Dostojewskijs autobiographischen Aufzeichnungen aus dem Gefängnisalltag schuf Janaček eine Oper voll harter musikalischer Kontraste und manchmal dissonant klingernder Motive. Das 1930 in Brünn uraufgeführte Werk wurde nach Janäceks Tod 1928 von zweien seiner Schüler vollendet.

Die ohne Pause gespielte dreiaktige Oper besteht vor allem aus Monologen der Häftlinge, in denen sie einander ihre trostlosen Schicksale erzählen, zwei eingeschobenen Theaterszenen - ähnlich der Komödiantenszene im „Bajazzo“ - unterbrechen diese. Der Gebrauch der tschechischen Originalsprache verhindert allerdings weitgehend, daß die mitleiderregende Tragik auf den Zuschauer überspringt. Die auch szenische Dramatik, als der betrogene Mörder Schisch- ko im sterbenden Luka seinen ehemaligen Nebenbuhler wiedererkennt, bleibt da eine Ausnahme. Auch wird die Intimität einzelner Szenen durch die überbreite Bühne des Großen Festspielhauses erschwert. Die tröstliche Schlußwendung des Werkes mit der Freilassung eines Häftlings und des symbolhaft eingeführten Adlers wirkt aufgesetzt und straft die an „Wozzeck“ gemahnende Ausweglosigkeit Lügen.

Sänger-Schauspieler wie Monte Pederson, Barry McCauley, Nicolai Ghiaurov, Elzbieta Szmytka und Heinz Zednik, die Wiener-Philharmoniker unter Claudio Abbado, die Inszenierung durch Klaus Michael Grüber und die optische Ausstattung von Eduardo Arroyo tragen zur Qualität dieser Aufführung bei. Dieses hohe Anspruchsniveau dürfte einer Entdeckung des Werkes durch Opem-

bühnen anderswo im Wege stehen.

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