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Eher doch Bush

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Gouverneur Michael Du-kakis kam mit zwei triumphal erhobenen Boxhandschuhen zum Fernsehduell, und eine erste Blitzumfrage am Ende hatte ihn gegenüber Vizepräsident George Bush mit einer Nasenlänge vorn. A ber dieser Eindruck könnte täuschen.

Zunächst einmal gilt, daß keiner der beiden einen schlimmen Fehler machte. Nach den Regeln der Massenkommunikation heißt dies: Beide Anhängerlager mußten „ihren“ Favoriten für den Gewinner halten.

Da Bush der Bekanntere war, kommt ein solches Patt dem Neuling mehr zugute: daher vielleicht ein geringer Vorsprung für Dukakis. Der steht jedoch auf schwachen Beinen. Denn nun wird noch etwas genauer verglichen.

Bush punktete sicher bei Verteidigung, Wirtschaft, Außenpolitik, Erfahrung: schon bisher seine Stärken, die er ausbauen konnte. Dukakis gewann wohl bei den Themen Krankenversicherung, Obdachlose, Wohnkosten. Aber es gehen mehr Besserverdiener als Unterprivilegierte zur Wahl.

Gegen Drogenkriminalität — eine der Hauptsorgen der US-Wähler — wollen beide massiv vorgehen. Aber Dukakis gilt als „weich“ in der Verbrechensbekämpfung. Zudem war Bush insgesamt souveräner und doch locker.

Dukakis hatte häufig ein Grinsen im Gesicht, das fatal an Jimmy Carter erinnerte. Die kleine, auf ein Podest gestellte Gestalt wirkt, obwohl das natürlich ein dummes Argument ist, nicht sehr prä-sidentiell.

Dumm oder nicht: Äußerlichkeiten spielen überhaupt die größte Rolle. Das soll man bei der gewissenhaftesten Analyse der Sachargumente nicht vergessen. (Wobei der Vorwurf sicher stimmt, daß auch die Sachthemen oberflächlich abgehandelt wurden — aber trotzdem war jeder der beiden zehnmal konkreter, präziser und disziplinierter als jeder beliebige Spitzenpolitiker Österreichs.)

Dem früher eher farblosen George Bush hat das Polit-werbegenie Roger Ailes über Nacht eine neue Haut verpaßt. Man erkannte den Pointenlieferanten in mancher Formulierung (.JDiese Antwort des Gouverneurs war so klar wie das Wasser des Bostoner Hafens“). Ailes hatte früher schon die von Senator Edward Kennedy auf dem demokratischen Parteikongreß bei Aufzählung aller wichtigen Entscheidungen Reagans wiederholte Spottfrage „Und wo war George?“ mit dem Konterslogan blitzartig zum Verstummen gebracht: Daheim, nüchtern und bei seiner Frau.“

So gewinnt man heute Wahlen. Es könnte durchaus sein, daß George Bush die am 8. November gewinnt.

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