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Ein Bildreporter und sein Porträt

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„Bildreporter zwischen Barock und Biedermeier“, so lautet der Untertitel jener reich und trefflich bebilderten Studie, die Reingard Witzmann über den Kupferstecher Johann Hieronymus Löschenkohl veröffentlicht hat. Ein Bildreporter, fürwahr. Und in welch einer Zeit!

Von Robert Waissenberger stammt die kluge Einleitung des Bandes: eine knappe geistesgeschichtliche Zusammenfassung der Jahre 1750 bis 1810. Darauf folgen insgesamt 86 Reproduktionen nach Zeitungsannoncen und vor allem nach den teils kolorierten Stichen Löschenkohls, der nach authentischen Schilderungen und nur selten allein nach der Phantasie verschiedene denkwürdige Szenen dem breiteren Publikum bekanntmachte, so „Theresiens letzten Tag“ (Tod der Kaiserin Maria Theresia), „Zusammenkunft Josephs II. mit Pius VI.“, „Die Hinrichtung des Hora und Kloska“, „Ankunft Josephs II. in Elysium“, „Friedrich Freyherrn von Trencks letztes Schicksal“ sowie - auch auf dem Schutzumschlag zu bewundern -„Ankunft des H: Blanchards von seiner 38ten Luftreise zu Stadt Groß Enzersdorf bey Wien d: 6: July 1791“.

In ihrem umfassenden Essay über Löschenkohl und in den Beschreibungen der Büder zeigt Reingard Witzmann, was zeitgemäße Kulturgeschichte vermag: Tatsachen darzustellen, Zusammenhänge zu erforschen, menschliche Beziehungen zu beleuchten, Kunstgeschichte als eine Art Lebensgeschichte zu praktizieren. In keiner Wendung geschwätzig, ist dieser Text doch wendig und leicht, von einem heiteren Wissen über die Vergänglichkeit all dieser Erscheinungen wie durchflutet. Eine exemplarische Arbeit, fürwahr.

HIERONYMUS LÖSCHENKOHL. Von Reingard Witzmann. Herausgegeben vom Historischen Museum der Stadt Wien. Edition Tusch, Wien, öS 780,-.

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