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Ein Meisterwerk

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Kennen Sie Ingmar Bergman bzw. dessen Filme? Sollte dies aus irgendwelchen Gründen bisher nicht der Fall gewesen sein, dann sehen Sie sich sein bisher letzte Opus „Schreie und Flüstern“ an — und Sie haben damit Bergman in seiner ganzen Komplexität erlebt... Dieser 1972 gedrehte Film, von dem ich behaupten möchte, das er der vollkommenste und perfekteste, schönste und genialste Farbfilm ist, faßt alle Thematik und alle Probleme (auch Problematik!) des großen schwedischen Regisseurs zu einem Kompendium zusammen, die er zu einem Furioso steigert und wofür er eine unüberbietbar endgültige Formulierung und Gestaltung findet: für seine Gedanken um Gott, um die Liebe, um die Frauen, Ehe, Schmerz, Haß, Glaube, um .alle menschlichen Gefühle, im Positiven wie in Abgründen. Die Geschichte ist einfach: Zu einer ■' an Krebs unheilbar Erkranktsn kommen ihre beiden Schwestern, um Abschied zu nehmen; sie stirbt, die Schwestern reisen mit ihren Männern wieder ab und nur die sorgende Magd bleibt allein im Haus zurück____ Daraus ergeben sich Exaltationen menschlicher Gefühle, Leidenschaften, sexuelle Probleme, psychopathologische Sezierungen, die bis an. die Grenze des Erträglichen gehen und diese sogar überschreiten. — Doch ist dies alles von solch erschütternder ehrlicher Intensität, von so makellos-künstlerischer Sicherheit und a'temraubender Schönheit — in noch nie dagewesenen Farben, rot wie Blut, weiß wie Schnee und schwarz wie die Nacht, den drei dominierenden Farben mit mystischen Symbolwerten — und von so grandioser Darstellungskunst getragen, daß die Form jede Ablehnung zum Schweigen bringt. Über diesen Film ließe sich ein Buch schreiben, eine kaum endende Diskussion entzünden. Versäumen Sie diesen Bergman nicht!

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