In seinem „Foucautschen Pendel" läßt Umberto Eco Balbo fragen: „Was waren denn nun diese Templer für Leute? Zuerst haben sie sich wie Sergeanten in einem Film von John Ford benommen, dann als Dreckschweine, dann wie Ritter in einer alten Miniatur, dann als Gottes eigene Bankiers, die ihren Geschäften nachgehen, dann wieder als geschlagene Armee, dann als Anhänger einer luziferischen Sekte und schließlich als Anhänger des freien Denkens... Was waren sie?"
In der Tat waren die Templer in den Augen ihrer Zeitgenossen so ziemlich all das, was Eco Balbo fragen läßt. Die Definition hing nur vom jeweiligen Zeitpunkt ihrer bewegten zweihundertjährigen Geschichte ab - natürlich auch vom Auge des Betrachters. Ein Ritter- und Mönchsorden, zunächst ohne Furcht und Tadel, dann, immer mächtiger und einflußreicher werdend, sich langsam von seinen ursprünglichen Zwecken entfremdend, mit Schenkungen (denen mehr oder weniger sanft nachgeholfen wurde) bedacht und verwöhnt, verlor der Templer-Orden an Prestige, je mehr sein Reichtum zunahm. Solange, bis er den Neid und Haß des französischen Königs Phillip des Schönen, seiner Hofschranzen und den anderer Könige in England, Spanien erregte. Gemeinsam mit dem Untergang der lateinischen Reiche im Orient war auch das Schicksal des Ordens besiegelt.
Mit List, Lügen, Erfindungen, fadenscheinigen und durch Folter gewonnenen Zeugenaussagen gelang es dem französischen König, sogar den Papst zu überspielen, den führenden Persönlichkeiten den Prozeß zu machen und einige Dutzend von ihnen 1314 auf den Scheiterhaufen zu bringen, darunter den letzten Großmeister, Jakob von Molay.
Mit großer Sachkenntnis beschreibt Demurger jene grausame und noch immer rätselhafte Geschichte des Auf- und Abstiegs der Templer.
DIE TEMPLER. Aufstieg und Untergang 1118-1314. Von Allain Demurger. Verlag C. H. Beck, München 1991. 344 Seiten, öS 374,40.
