Glaubt man dem Agramer „Vjesnik“ , „so machte die FURCHE ein Riesengeschrei um Belangloses“ . Ohne auf den Artikel in der FURCHE 18/1987 detaillierter einzugehen, zerfetzte ihn Djorde Li-cina am 3. Mai. Was soll das denn, einen jungen Mann zu verteidigen, schrieb er, der „gar nichts darstellt, und bei dem man außerdem nicht einmal wisse, was der Wahrheit oder romantischen Hirngespinsten entspringe“ .
Die Rede ist von Dobroslaw Paraga, politischer Exhäft-ling, der vergangene Woche erneut vor dem Agramer Bezirksgericht stand, da er in der slowenischen Presse „zu viel“ über das Innenleben jugoslawischer Haftanstalten ausgeplaudert hatte»
Der Kommentator beklagt besonders, daß ein „Zuarbei-ter für die faschistische Emigration“ außerhalb der Landesgrenze eine Verteidigungslobby gefunden habe. Hätte es diese Öffentlichkeit nicht gegeben, wäre Paraga, wegen „Verleumdung“ bestraft, jetzt wohl nicht zu sechs Monaten auf Bewährung, mit dreijährigem Rede-
und Schreibverbot verurteilt worden, sondern wäre wieder jenen in die Hände gefallen, die ihn schon einmal drangsalierten, erniedrigten und folterten.
Denn wie so oft in Jugoslawien stand auch in diesem Verfahren nicht das Recht, sondern die Politik im Vordergrund. Kein einziger Zeuge wiu-de gehört, kein Sachverständiger zu Rate gezogen; nein, der Richter erklärte 80 Protokolle von ehemaligen Häftlingen, die alle beteuerten, während ihrer Haftzeit Folterungen durchlebt zu haben, als Hirngespinste.
So wird das „belanglose“ Thema der politischen Strafverfolgung beim südlichen Nachbarn vorerst wieder in der Tabuzone verschwinden. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International wird es vorbehalten bleiben, Belgrad daran zu erinnern, daß die Zahl derer, die wegen ihrer Uberzeugung hinter Gittern sitzen, weit höher ist als in manchen Heimen sowjetischer Prägung, von denen man sich doch so gerne abheben möchte.
