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Ein schwächerer Horvath

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Mit Ödön von Horvaths Schauspiel „Der Jüngste Tag” nimmt das Klagenfurter Stadttheater von der Spielzeit Abschied. Unter den Werken, die Horvath hinterlassen hat, nimmt dieses letzte keinen besonderen Rang ein: Ein Volksstück, das sich zuletzt metaphysisch ergeht, zwischen Gewissen und Schuldbewußtsein angesiedelt Sein tragischer Held, der Stationsvorstand Hudetz, den ein aufgedrängter Kuß zum Täter werden läßt - zu spät wird das Signal gestellt, der Zug rast in den Tod -, wird gleichsam Spielball in des Zufalls, des Schicksals Hand.

Ein Meineid der Küsserin gibt ihm zunächst die Freiheit, die Stimme ihres Gewissens aber, das nicht einzuschläfern. ist, rollt den Fall auf, der zu seinem Fall führen soll. Er tötet Anna als Mitwisserin, verzichtet aber zuletzt darauf, sich durch Flucht zu entziehen und auch der Verführung zum Selbstmord, in den ihn zwei Katastrophenopfer, zwei Tote, zu ziehen suchen, widersteht er. Er stellt sich und darf auf das Urteil des „Jüngsten Gerichts” hoffen, das Schuld und Unschuld abwägen mag.

Gespielt wurde unter der behutsamen Regie von Kurt Julius Schwarz achtbar, ohne daß es eine Uber-Leistung gegeben hätte. Ins ganz auf Umbau und Atmosphäre geordnete Bühnenbild von Jürgen Kötter trat mit Peter Ertelt ein glaubwürdiger Stationsvorstand, fügte sich in Elfriede Schüsseleder eine Anna, die dort besser war, wo es noch sinnenfroh zuging. Die menschlich ungemein ansprechende Gestalt des Schwagers Alfons vertrat vortrefflich Hanns Eybl, die frustrierte und so gehässig gewordene Gattin des Hudetz zeichnete Hertha Fauland mit harten Strichen.

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