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Ein Wahrzeichen der proletarischen Kultur

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Die Versäumnisse des kommunalen Wohnbaus in Wien in den letzten Jahren werden angesichts eines historisch gewordenen Gebäudekomplexes ganz besonders deutlich: des Karl-Marx-Hofes in Heiligenstadt. Deshalb ist es auch für die Wiener Sozialdemokratie von hohem Symbolgehalt, wenn dieses Wahrzeichendes „Roten Wien" zum Gegenstand einer historischen Betrachtung wird: Es kommt der Beschwörung einer glorreichen Vergangenheit gleich, in der trotz widriger wirtschaftlicher Verhältnisse Großartiges für die Wiener

Bevölkerung geleistet wurde.

Statt Behübschung von Müllverbrennungsanlagen wurden in der Zwischenkriegszeit allein mit dem 1930 eröffneten Karl-Marx-Hof 1.382 Wohnungen geschaffen, die damals höchstem technischen Standard entsprachen. Nach der General Sanierung in den Jahren 1989-92 blieben immerhin 1.304 Wohnungen übrig, von denen viele den heutigen Bedürfnissen (eigene Badegelegenheit, Zentralheizung et cetera) gerecht werden.

Obwohl diese ein Kilometer lange Wohnhausanlage nicht die größte ihrer Art ist, wurde sie doch die berühmteste. Der Grund dafür ist vor allem in den Bürgerkriegskämpfen des Februar 1934 zu suchen. Bekanntlich war der Karl-Marx-Hof eines der am heißesten umkämpften Gebäude Wiens.

Internationale Anerkennung fand die der Moderne verpflichtete Architektur des Oberstadtbaurates Karl Ehn, die Funktionalität mit Ästhetik zu vereinen wußte.

DER KARL-MARX-HOF. Geschichte eines Gemeindehaus und ihrer Bewohner. Von Susanne Repp6. Picus Verlag, Wien 1993.108 Seiten, zahlreiche Abbildungen, öS 298,-.

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