6898353-1980_19_06.jpg
Digital In Arbeit

Eine Woche Weitpoiitik

Werbung
Werbung
Werbung

SCHWEDENS WOHLFAHRTSSTAAT, auch von Österreichs Sozialisten immer wieder gern als die Modell-Gesellschaft schlechthin hochgelobt, ist in eine schwere Krise geraten: Nachdem die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaftsdachorganisation LO und ' dem Arbeitgeberverband SAF zusammengebrochen waren, legten Streiks und Aussperrungen das Wirtschaftsleben des Landes praktisch lahm. Von 2,4 Millionen LO-Mitglie-dern befanden sich Ende vergangener Woche nicht weniger als 900.000 im Ausstand oder in der Aussperrung - die bisher größte Streikaktion in Schweden seit dem letzten Gengralstreik von Anno 1909. Indes wird durch die Politisierung dieses Arbeitskampfes von Seiten der Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Opposition versucht, die seit 1976 regierende bürgerliche Dreierkoalition verstärkt in den Konflikt mit hineinzuziehen und so ihren Sturz herbeizuführen. *

DIE FREILASSUNG von 91 inhaftierten Arabern im Iran forderte ein fünfköpfiges Terror-Kommando, das für fünf Tage die Persische Botschaft in London besetzt und an die 20 Geisein in seine Gewalt genommen hatte. Nachdem die Geiselnehmer ihre Drohung am 5. April wahrgemacht hatten und zwei der iranischen Botschaftsangehörigen ermordeten, stürmte eine britische Anti-Terror-Einheit das Gebäude und beendete das blutige Spiel: Drei der fünf Terroristen wurden getötet, alle noch lebenden Geiseln konnten befreit werden. *

DIE EG-GIPFELKONFERENZ in Luxemburg, bei der der Beitragsstreit zwischen Großbritannien und den anderen acht EG-Mitgliedsländern beigelegt werden sollte, ist am 29. April gescheitert. Nachdem die Forderung Londons nach Senkung seines Finanzbeitrages nicht erfüllt worden war, kündigte die Premierministerin Margaret Thatcher die Blockierung der gemeinsamen Agrarpolitik durch Großbritannien an. Politische Beobachter stellten am Ende des gescheitertes Gipfels erschreckt einen „hanebüchenen Rückfall in den nationalen Egoismus” innerhalb der EG fest („Die Zeit”).

*

AMNESTY INTERNATIONAL, internationale Ge-fangenenhilfs-Organisation, veröffentlichte am 29. April einen Bericht über Behandlung und Lebensbedingungen von Gewissengefangenen in der UdSSR. Besonders betroffen von der behördlichen Willkür sind laut Amnesty die Aktivisten der verschiedenen Helsinki-Gruppen, religiöse Gläubige, Befürworter der Erweiterung nationaler Minoritätenrechte, zukünftige Emigranten, Militärdienstverweigerer und sich für Arbeitsrechte Einsetzende. Faire Gerichtsverhandlungen gebe es keine. In den Haftanstalten und Lagern seien die Gefangenen chronischem Hunger sowie Zwangsarbeit unter harten Bedingungen ausgesetzt - und dies bei ungenügender ärztlicher Betreuung. Amnesty International betreut derzeit mehr als 300 Einzelfälle in der UdSSR,

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung