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Jetzt, wo der doppelte Geburtstagswahnsinn ohne gröbere Blessuren überstanden ist, könnten wir uns wieder den wichtigen Fragen des Lebens widmen. Zum Beispiel jener, ob es nicht langsam an der Zeit wäre, das Projekt "Abnabelung" der nonstop vor sich hinreifenden Buben ein bisschen zu forcieren. Keine Angst, nichts Dramatisches: keine nächtlichen U-Bahn-Fahrten, kein Free-Climbing an Felswänden, kein Koma-Saufen mit den Kumpels. Man muss nicht zwingend vorwegnehmen, was einem in acht Jahren ohnehin blüht. Der selbstbestimmte Marsch zum nächsten Eisgeschäft reicht vorerst völlig: Schlüssel nehmen, bei der Ampel stehen bleiben, "Max und Moritz" ordern, Geld hinhalten und ab die Post.

Klingt einfach, ist es aber nicht: Letztens in Italien sind wir etwa spätestens beim Punkt "Wechselgeld" gescheitert. Ob die Münzen beim aufgekratzten Lauf vom Eiswagen zum Liegeplatz in den adriatischen Dünen versickert sind - oder schon zuvor in der Kassa des freundlichen Eisverkäufers - ist eines der großen Rätsel der Menschheit.

Am Strand von Malibu hätten wir uns mit dieser Freilauf-Aktion nicht nur um ein paar Euro erleichtert, sondern vielleicht sogar wegen Kindesvernachlässigung strafbar gemacht. Als Protest gegen diesen Zwang zur Helikopter-Eltern-Existenz hat die US-Amerikanerin Lenore Skenazy übrigens die "Free-Range Kids"-Bewegung gegründet. Die Mutter zweier Söhne wurde 2008 als "World's worst mom" gekürt, weil sie ihrem Neunjährigen erlaubt hatte, allein mit der U-Bahn zu fahren.

Für so viel Lässigkeit brauch ich noch ein bisschen. Derzeit knabbere ich schon daran, an der Tankstelle ums Eck hinter einem Rudel altbekannter Achtjähriger zu stehen, die um 15 Euro Zuckerzeugs erstehen wollen und verzweifelt in ihren Geldbörsen kramen. Ja dürfen die das denn so allein? Keine Ahnung. Aber die fehlenden 50 Cent kamen jedenfalls von mir.

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