6976005-1985_46_18.jpg
Digital In Arbeit

Enttauschend

Werbung
Werbung
Werbung

Es gibt Bücher, die man nicht gerne bespricht. Martin Walsers neuer Roman „Brandung“ ist ein solcher Fall.

Alle Kritiker sind sich einig: ein großartiges Buch, das erste große Alterswerk, usw. Selbst jedoch hat man sich beim Lesen gelangweilt. Sicher: unter denen, die der Midlife-Crisis literarisch auf der Spur sind, hat Walser sich mit Abstand am besten geschlagen, aber was sagt das schon! Eigenartig konstruiert wirkt die Geschichte Halms, den wir bereits aus der Novelle „Ein fliehendes Pferd“ kennen. Die doch sehr vordergründige Psychologie der Liebe eines alternden Lehrers zu einer jungen Studentin führt vielleicht dazu, daß mancher Leser sich erkannt fühlt, aber das ist noch kein Beweis für einen tieferen Wahrheitsgehalt, denn diese oberflächliche Eigenschaft des Zutreffenden weist jedes geschickt erstellte Horoskop ebenso auf. Überdies ist Walsers eigentümlicher Stil hart an der Grenze zur Manieriertheit.

Um nicht mißverstanden zu werden: das vorliegende Werk ist kein schlechtes Buch, es ist bloß nicht so gut, wie viele behaupten.

BRANDUNG. Von Martin Walser. Suhr-kamp-Verlag, Frankfurt 1985.320 Seiten, Ln., öS 2&.20.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung