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ERICH THANN ER"

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„Dieser Offenbach verhöhnt uns alle", beklagte sich eine Hofdame. „Nein, meine Liebe", sagte Kaiserin Eugenie, „er schreibt uns nur ab".

Die von FS 2 übernommene französische Offenbach-Serie schildert das Leben des Meisters in romantisierter, verkürzter, und eben deshalb sehr witziger und treffender Form. Wie immer, wenn die Franzosen etwas inszenieren, stimmen die Kostüme, die Frisuren, die Möbel.

Was nicht sichtbar wird, ist der zeitgeschichtliche Hintergrund. Alphonse Daudet hat ihn sichtbar gemacht. In seinem „Nabab"beschreibt er die elsäs-sischen Spekulanten, korsischen Banditen und Pariser Schieber, die zur Zeit Offenbachs Frankreich beherrschten. Sie alle waren von der Idee besessen, binnen weniger Stunden reich werden zu müssen, und sie unterschieden sich von jenen, die uns heute beherrschen, nur durch den Humor, mit dem sie ihre eigenen Karikaturen beklatschten.

Die schöne Gräfin von Mon-tijo, die als Gemahlin Napoleons III. Kaiserin der Franzosen wurde, eine Helena ohne Paris, hat die ganze Bande überlebt. Sie war vielleicht die einzige, der es nicht um Bereicherung, sondern um die Ehre Frankreichs ging. Sie überlebte den Trojanischen - pardon: den Ersten Weltkrieg und somit auch das wilhelminische Reich, das sie so von Herzen gehaßt hatte.

Daudet erzählt übrigens auch, er habe als junger Beamter sich verpflichtet gefühlt, seinen Vorgesetzten darauf aufmerksam zu machen, daß er lieber unter einem Bourbon dienen würde als unter einem Bonaparte. Er sei nämlich Legitimist. „Beruhigen Sie sich", antwortete der Vorgesetzte, „die Kaiserin ist es auch."

Was blieb, sind Offenbachs Cancans. Nur Franzosen können sie tanzen, weil sie wissen, daß es dabei nicht um Skandal geht, sondern um akrobatische Leistung.

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