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ERSTER SCHULTAG

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In das Haus der Piaristen Zogen wir als große Schar, Im gewölbten Raum zu nisten Manches lange Kinderjahr. Ehrenvoll den Schultornister Trug ich heut zum ersten Mal, Und zum Neide der Geschwister Klappert drinnen ein Pennal.

Oben stand auf dem Katheder Groß und grau der Kuttenmann, Mit dem Finger droht er: jeder Zeigt mir seinen Namen an. Wenn auch rauh die Stimme knarrte, Seine Hand war lieb und weich. Hinter ihm auf bunter Karte Dehnte stolz sich Österreich.

Doch im grünen Schulgebänke Wurde plötzlich mir so schwer, Als ob hilflos ich versänke, Ausgesetzt im Knabenmeer. Unter Härteren und Kältern Weint ich etwas, ohne Mut, Bei den anderen Herrn Eltern Stand Papa und winkte gut.

Als die Stunde ging zur Neige, Merkt ich gar nicht, dass er schied, Denn zu Lehrers Winselgeige Plärrten wir das Kaiserlied. Mancher schien mir nichts zu taugen. Grinst' mich tückisch an und schwieg Und in wilden Bubenaugen Wetterleuchtete schon Krieg.

Wenn ich mir die Kindheit hole Wunderlich und unversehrt, Glaub ich nicht, sie sei wie Kohle Längst verglommen, längst verzehrt. Wo die Kindgespenster nisten, Geh ich als mein Widerhall Ewig zu den Piaristen Irgendwo in Gottes All.

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