In das Haus der Piaristen Zogen wir als große Schar, Im gewölbten Raum zu nisten Manches lange Kinderjahr. Ehrenvoll den Schultornister Trug ich heut zum ersten Mal, Und zum Neide der Geschwister Klappert drinnen ein Pennal.Oben stand auf dem Katheder Groß und grau der Kuttenmann, Mit dem Finger droht er: jeder Zeigt mir seinen Namen an. Wenn auch rauh die Stimme knarrte, Seine Hand war lieb und weich. Hinter ihm auf bunter Karte Dehnte stolz sich Österreich.Doch im grünen Schulgebänke Wurde plötzlich mir so schwer, Als ob hilflos ich versänke, Ausgesetzt im Knabenmeer. Unter Härteren
Komm Heiliger Geist, du, Schöpferischl Den Marmor unsrer Form zerbrich, Dafj nicht mehr Mauer krank und hart Den Brunnen dieser Welt umstarrt, Dafj wir gemeinsam und nach oben Wie Flammen ineinander toben!Tauch auf aus unsern Flächen wund, Delphin von aller Wesen Grund, Alt allgemein und heiliger Fisch! Komm reiner Geist, du, schöpferisch, Nach dem wir ewig uns entfalten, Kristallgesetz der Weltgestalten!Wie sind wir alle Fremde doch! Wie unterm letzten Hemde noch Die Schattengreise im Spital Sich hassen bis zum letztenmal,Und jeder, eh er ostwärts mündet, .Allein sein Abendlicht
Die Grotte von Lourdes liegt in der Dämmerung. Der Pyrenäenhimmel ist noch vollgesogen mit Licht und strahlenden Farben. Hier unten aber beginnt's schon zu grauen. Der große, eiserne Ständer unter der Felsnische, eine seltsame Kerzenpalme, flackert von hunderten Flammen, die das späte Tageslicht aus dem Inneren der Grotte verdrängen. Die Figur der Dame im Oval ist in tanzende Schatten gehüllt. Der Dornstrauch und der Wildrosenzweig, bereits grünend, sind unverändert seit zwanzig Jahren. Der dunkle Fels unter der Nische schimmert feucht. Tropfen um Tropfen löst sich ab von ihm. Der
Domenico Pascarella kümmerte sich vorerst gar nicht um sein Volk. Mit drohenden Schritten, unheilvoll stiefelknarrend, durchmaß er die Sala da pranzo. Je länger er aber sein Sdiweigen ausdehnte, um so blasser wurden die Kinder. Sie verfielen zusehends. Papas Schweigen kam wie ein Welken über sie. Von Sekunde zu Sekunde wuchs das Schuldbewußtsein in ihnen wie eine spannende Geschwulst. Keinen verschonte es. Selbst wer von ihnen keine Ursache hatte, sich schuldig zu fühlen, wie Annunziata oder Iride, wurde von dem wachsenden Gewidit zu Boden gedrückt. Die Last des Gewissens machte sich
Wir sind nicht mehr oder weniger Eigentümer unseres Ichs als etwa der Abonnent einer Leihbibliothek der Eigentümer des von ihm geborgten Buches ist. Alle moralischen Forderungen, die sich auf unser eigenes Ego beziehen, wurzeln gleichnisweise in der Verpflichtung jenes Abonnenten, das entliehene Buch in würdigem Zustand, ohne Schmutzflecken, Löcher, fehlende Seiten und mit möglichst wenig Eselsohren nach Ablauf der Frist zurückzustellen.Ich habe das sonderbar süße Lächeln des Schwerverwundeten aus meiner Kriegszeit nicht vergessen. Der tötliche Schuß legte auf dem Gesicht eines
Schon um drei Uhr werden die Rikschas der Kranken von den Brancardiers auf den prächtigen Rampenplatz vor der Basilika geschoben, die auf dem Felsen von Massabielle reitet wie ein hoch-mastiges Schiff auf einer Welle. Viele Hunderte solcher Wägelchen sind's, zumeist mit einem Schutzdach versehen, die im weiten Halbkreis die erste Reihe des Chors einnehmen, der das Schauspiel begleitet. Es ist ein ganz und gar tolles Schauspiel, wenn man bedenkt, daß einer aus diesem Chor zum Helden des Mirakels werden kann, indem plötzlich von seinem Lupusgesicht der jahrealte Schorf abfällt wie trockener
Unter Vorantritt des ersten Maestro di Camera betritt die weiße Gestalt des elften Pius den Audienzsaal. Das schwarze, rote und violette Gefolge hinter ihm bleibt zurück und verschwimmt. Die Füße des Papstes in den roten, mit einqm goldenen Kreuz gezierten Maroquin-schuhen bewegen sich langsam, stockend. Pius XI.' ist schon alt und krank und jeder Schritt kostet den Kranken sichtbare Selbstüberwindung. Sein Antlitz ist beinahe so bleich wie sein Kleid. Nur die Haare an den Schläfen, die unter dem Gipfelschnee des Käppchens hervorhängen, sind noch auffällig schwarz. Die goldeingefaßte
Von zwei Herren flankiert, einem Riesen und einem ergeben-kleinen Mann, folgte die feine und zugleich behäbige Gestalt Richard Wagners. Wie immer, diskutierte er eifrigst. Wie immer zuckte der ungenügende Körper, der allzuviel Gedankenströme täglich und stündlich aussenden mußte. Den Kindern nach bewegten sich die drei Herren auf die Musiktribüne zu.Erstarrt blieb der Maestro stehen. Ein Nervenriß durchblitzte ihn von Kopf zu Füßen: Wagner!Zum zweitenmal kam er, laut seinen Begleitern predigend, ihm entgegen. Zum zweitenmal, ehern auf seinem Platz wurzelnd, erwartete Giuseppe Verdi